Innsbruck – Das Gesicht sonnengebräunt, das Lächeln freundlich. Gregor Schlierenzauer wirkte schon unentspannter als an diesem Freitagvormittag in der Privatklinik Hochrum.
Es war der erste öffentliche Auftritt des 26-jährigen Tirolers, seit er sich Anfang des Jahres nach der Vierschanzentournee eine Auszeit vom Skispringen verordnete. Der Anlass: Vor zwei Wochen zog sich der zweimalige Gesamtweltcupsieger beim Skifahren in Kanada einen Kreuzbandriss zu. Schlierenzauer: "Eine Verletzung ist nie eine Freude, aber mir geht es so weit gut, ich bin schmerzfrei."
Am Freitag durfte er nach erfolgreicher Operation und mit geschientem Bein die Klinik verlassen. Vorerst steht Physiotherapie an. "Die Herausforderung ist, dass das Knie wieder so belastbar wird, dass ich mir Skispringen wieder zutrauen kann."
Freilich wann und wo Schlierenzauer wieder über Schanzen hüpfen will, ließ er offen. "Stress mache ich mir keinen." Die Frage nach einem möglichen Karriereende oder Gedanken daran beantwortete er verzögert. "Skispringen ist schon noch mein Leben, das Feuer brennt noch. Aber es gibt auch anderes."
Während seiner Auszeit habe er etwa eine Ausbildung im "Kommunikations- und Mentaltrainingbereich" begonnen. Und er habe sich öfter gefragt, "wie es den Schanzen ohne mich geht". Die Schanzen kamen ohne Schlierenzauer klar, Schlierenzauer kam ohne die Schanzen klar. Der Rekordsieger im Skisprungweltcup war in der jüngsten Saison ja weit von seiner Bestform entfernt – deshalb die Pause. Sie habe ihm gutgetan, sei sehr wertvoll gewesen. Jetzt dauert die Pause eben länger.
"Der liebe Gott hat mir gezeigt, dass ich weiter eine Auszeit brauche." Wie lange sie noch dauern wird, wissen weder der liebe Gott noch Gregor Schlierenzauer. Minimal jedenfalls sechs Monate. Dann, so hofft der Gott in Weiß, Schlierenzauers behandelnder Arzt Wulf Glötzer, sollte das Kreuzband des Tirolers "wieder okay sein". (rie, 1.4.2016)