Matej Jelic und Kollegen sollen nach drei sieglosen Spielen just gegen Salzburgs Bullen wieder auf die Siegerstraße zurückfinden.

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Wien – Rapid Wien steht vor einem Schlüsselmoment in der Saison. Die Hütteldorfer empfangen am Sonntag (15.00 Uhr/live ORF eins) Titelverteidiger Red Bull Salzburg im Ernst-Happel-Stadion. Vier Punkte beträgt der Rückstand auf den Tabellenführer. "Es ist für uns ein Finalspiel", erklärte Rapid-Trainer Zoran Barisic vor dem großen Schlager der Fußball-Bundesliga.

Nur einen Punkt hat Rapid in den drei Runden vor der Länderspielpause eingefahren. Bei einer Heimniederlage gegen Salzburg könnten die Meisterträume schon ausgeträumt sein. "Wir wollen unbedingt gewinnen. Wir wollen mutig sein und werden uns von nichts und niemandem negativ beeinflussen lassen", betonte Barisic. "Wir werden nur an dieses eine Spiel denken, das für uns eine sehr große Bedeutung hat – nicht mehr und nicht weniger."

Duelle zwischen Rapid und Salzburg haben sie immer. In den jüngsten sechs Aufeinandertreffen setzte sich viermal das Auswärtsteam durch. Rapid will den zweiten Saisonsieg gegen den Titelrivalen, den ersten seit Anfang August. "Es wartet eine neue, große Herausforderung auf uns", sagte Barisic. "Wir werden bereit sein. Ich hoffe, dass wir diese wichtigen drei Punkte auch machen."

"Wir wollen aber auch Fußball spielen"

Gelingen muss es ohne Thanos Petsos. Der griechische Teamspieler zog sich am Freitagvormittag im Training einen Innenbandriss im linken Knie zu. Eine Operation ist nicht notwendig, aber der Grieche fällt für den Rest der Saison aus. An seiner Stelle dürfte der Bosnier Srdjan Grahovac im zentralen Mittelfeld neben Stefan Schwab beginnen. Den Salzburgern soll auch über den Einsatz Paroli geboten werden. "Wir werden laufen wie die Duracell-Hasen", versprach Barisic. "Wir wollen aber auch Fußball spielen und alles zeigen, was wir können."

Vor der Länderspielpause war das ganz und gar nicht der Fall. Drei Runden blieben die Grün-Weißen sieg- und torlos. Gegen die Admira setzte es zu Hause gar ein 0:4. "Wir wollen uns steigern gegenüber der jüngsten Vergangenheit", erklärte Barisic. "Die letzten drei Spiele waren unbefriedigend, vor allem die Resultate." An den Torabschlüssen sei ob der mangelnden Chancenverwertung aber nicht speziell gearbeitet worden. "Das machen wir immer."

Die Vorbereitung erfolgte nicht nur beim Happel-Stadion, sondern für einige Tage auch neben der Baustelle des neuen Allianz Stadions in Hütteldorf. "Die Zeit hat der Mannschaft gutgetan", meinte Sportdirektor Andreas Müller. Salzburg stand im Fokus. "Wir haben uns aber nicht zwei Wochen nur auf dieses Spiel vorbereitet, sondern auch auf die Spiele danach", betonte Barisic. "Nach diesem Spiel ist die Saison noch nicht beendet."

Die Salzburger treten unter dem neuen Trainer Oscar Garcia seit Winter mit nicht mehr ganz so bedingungslosem Angriffspressing auf. "Was die Spielanlage betrifft, hat sich aber nicht allzu viel verändert, vielleicht Kleinigkeiten", relativierte Barisic. "Wir spielen gegen eine sehr, sehr starke Mannschaft, wissen aber auch, dass wir selbst stark sind, wenn alle alles abrufen."

"Der Heimvorteil spricht für uns"

Die Mannschaft fühlt sich dazu bereit. "Wir müssen das als große Chance sehen, wieder etwas gutzumachen, was wir in den letzten Spielen verabsäumt haben", meinte Schwab. "Die Mannschaften sind auf Augenhöhe, es kann in beide Richtungen gehen. Aber wir glauben daran. Der Heimvorteil spricht für uns."

Die Salzburger dürfte das nicht sonderlich beeindrucken, sie kommen mit einem klaren Ziel nach Wien: "Wir wollen dort drei Punkte holen", betonte Trainer Oscar Garcia. Im Erfolgsfall würde der Vorsprung auf die Hütteldorfer bereits sieben Zähler betragen. Das wäre laut Garcia aber nur "ein komfortabler Vorsprung".

"Wenn uns vor zwei Monaten jemand gesagt hätte, dass wir jetzt mit vier Punkten Vorsprung nach Wien fahren, hätten wir das sofort unterschrieben. Das ist sicher eine gute Ausgangssituation. Aber auch wenn wir gewinnen, ist die Meisterschaft noch lange nicht entschieden", meinte der 42-jährige Katalane. "Es sind noch viele Punkte zu holen." Beide Mannschaften hätten während der Saison schon viele davon liegen gelassen. Garcia: "Wir sollten auch nicht an die Tabelle denken, sondern nur an das Spiel und den Sieg."

Duell der offensivstärksten Teams

Die Form spricht vor dem Duell der beiden bisher offensivstärksten Teams der Liga – 58 Tore von Salzburg, 54 von Rapid – für die Bullen, die seit sechs Runden (vier Siege, zwei Remis) ungeschlagen sind und in den jüngsten 14 Liga-Matches nur eine Niederlage (0:1 in Ried am 13. Februar) kassiert haben. Auswärts offenbarte der Titelverteidiger jedoch zuletzt Schwächen, musste sich meist mit einem Remis zufriedengeben. Die jüngsten acht Liga-Gastspiele brachten mit dem 2:1 am 7. Februar bei der Admira nur einen einzigen Sieg.

Gegen Rapid sind die Salzburger aber auswärts seit drei Spielen ungeschlagen. So feierten sie zuletzt am 4. Oktober einen 2:1-Sieg im Ernst-Happel-Stadion. Siegtorschütze war damals Rechtsverteidiger Christian Schwegler. "Das war ein halbes Tor von mir", erinnerte der Schweizer mit einem breiten Grinser an seinen von Rapid-Verteidiger Christopher Dibon unhaltbar abgefälschten Schuss.

Auch Schwegler wollte nicht von einem vorentscheidenden Meisterschaftsmatch sprechen. "Wir können uns einen komfortablen Vorsprung herausarbeiten, aber es sind danach noch genügend Punkte zu holen und zu verlieren. Es liegt danach an uns, um den Vorsprung auf Rapid zu halten", erklärte der 31-Jährige, der sich auf ein schweres Match einstellt. "Wir werden versuchen, von Beginn weg stabil zu stehen. Wir sind vorbereitet auf einen Gegner, der alles in dieses Spiel hineinwerfen wird."

Keita auf dem Weg der Besserung

Spielmacher Naby Keita, der nach überwundener Malaria-Erkrankung zuletzt mit dem Nationalteam in Guinea gegen Malawi (0:0) im Einsatz war, dürfte rechtzeitig fit werden. Nach seinem 80-minütigen Auftritt bei rund 40 Grad Celsius war der 21-Jährige im Mannschaftshotel kollabiert. "Das muss man hinnehmen", sagte Garcia.

"Jede Trainingswoche tut ihm gut, wir achten auch darauf, dass er sich jetzt gut erholt", erklärte der Spanier, der sich auch nicht mit den Transfergerüchten um Keita beschäftigen will. "Was am Ende der Saison passiert, das weiß ich nicht." Aber bisher habe es kein Angebot für ihn gegeben.

19.000 Karten waren bis Freitagmittag für den Schlager verkauft. "Ich gehe davon aus, dass es noch eine ganze Latte mehr werden", sagte Rapid-Geschäftsführer Christoph Peschek. Es könnte eine ähnliche Zahl erreicht werden wie in den Länderspielen der vergangenen Tage. Zu den EM-Tests des ÖFB-Teams gegen Albanien und die Türkei waren 28.600 bzw. 26.700 Zuschauer ins Happel-Stadion gekommen. (APA, 1.4.2016)

SK Rapid Wien – Red Bull Salzburg (Sonntag, 15.00 Uhr/live ORF eins, Ernst-Happel-Stadion, SR Hameter). Bisherige Saisonergebnisse: 2:1 (a), 1:2 (h), 0:2 (a)

Rapid: Strebinger – Pavelic, Sonnleitner, Dibon, Stangl – Grahovac, Schwab – Schaub/Schobesberger, S. Hofmann, F. Kainz – Jelic

Ersatz: Knoflach – M. Hofmann, Auer, Schrammel, Nutz, Alar, Prosenik

Es fehlen: Petsos (Knieverletzung), Novota (nach Schulerverletzung im Aufbautraining), Murg (Innenband-Teilriss im Knie)

Salzburg: Walke – Schwegler, Miranda, Caleta-Car, Ulmer – Minamino, Pehlivan, Keita, Berisha – Soriano, Prevljak

Ersatz: C. Stankovic – Lainer, Upamecano, Bernardo, Lazaro, Mukhtar, Reyna, Hwang, Oberlin, Damari, Schmitz

Es fehlen: Laimer (Adduktorenverletzung), Ch. Leitgeb, Yabo (beide Knieprobleme), Sörensen (nach Fußoperation)