Das ist keine neongelbe Hexenwarze, sondern ein aus iPS-Zellen hergestelltes Hautstück, das erfolgreich transplantiert wurde.

Foto: Takashi Tsuji, Riken

Tokio/Wien – Es ist genau zehn Jahre her, dass dem japanischen Stammzellforscher Shin'ya Yamanaka eine sensationelle Entdeckung gelang. Er konnte Bindegewebszellen von Mäusen in sogenannte induzierte pluripotente Stammzellen (iPS-Zellen) zurückverwandeln. Dafür gab es 2012 den Nobelpreis für Medizin.

Zehn Jahre nach Yamanakas Entdeckung sind iPS-Zellen nach wie vor ein wichtiger Hoffnungsträger in der Medizin. Das jüngste Beispiel für eine mögliche Anwendung beim Menschen kommt abermals aus Japan: Ryoji Takagi (Naturwissenschaftliche Universität Tokio) und Kollegen haben aus iPS-Zellen ein Hautstück mit Haaren und Talgdrüsen geschaffen, wie die Forscher im Fachjournal "Science Advances" berichten.

Takagi und sein Team beeinflussten die iPS-Zellen so, dass sich im Labor dreidimensionale kleine Gewebeklümpchen entwickelten. Diese sogenannten "Embryoid bodies" differenzieren normalerweise unkontrolliert in verschiedene Gewebearten aus. Die Forscher griffen jedoch mit einigen Tricks in die Entwicklung ein.

Sie gaben zum Beispiel ein Signalprotein hinzu und setzten die "Embryoid bodies" zum Wachstum vorübergehend in die Nähe von Mäusenieren ein. Darauf bildeten sich Hautzellschichten, Haarfollikel und andere Hautstrukturen. In den Follikeln befanden sich, wie beim normalen Haar, Talgdrüsen und Muskelfasern. Anschließend transplantierten die Forscher dieses Gewebe in die Haut anderer Mäuse.

Nach vierzehn Tagen wuchsen den transplantierten Nacktmäusen in diesem Bereich Haare. Das künstliche Gewebe ging zudem normale Verbindungen mit den umgebenden Nerven- und Muskelfasern ein. Ein besonderes Risiko der Stammzellforschung – die Tumorbildung – blieb zudem aus. Auch nach drei Monaten war das Hautgewebe nicht befallen.

Entsprechend optimistisch zeigte sich Takashi Tsuji, einer der beteiligten Stammzellforscher: "Mit dieser neuen Technik haben wir erfolgreich die normalen Funktionen der Haut nachgebildet. Wir kommen dem Traum näher, funktionierende Organe für Transplantationen im Labor zu erschaffen." Im nächsten Schritt wollen die Forscher mit der gleichen Methode menschliche Haut herstellen. Dafür sind dann entsprechend menschliche iPS-Zellen nötig.

Damit könnte Patienten geholfen werden, die unter Verbrennungen, Narben oder Haarausfall leiden, so die Wissenschafter. Die künstliche Haut könne aber auch als Testhaut für Laborversuche verwendet werden. Einen zeitlichen Rahmen nannten die Forscher nicht.

Unabhängige Experten geben zu bedenken, dass die transplantierten Hautstückchen noch recht klein sind und es sich dabei noch nicht um reine Haut handle. Schließlich sei auch noch zu beweisen, dass bei dieser neuen Haut tatsächlich alles richtig funktioniere. (red, dpa, 2.4.2016)