Der britischer Schauspieler, Komiker und Schriftsteller James Hugh Calum Laurie bei der Berlinale, Februar 2016.

Foto: APA/AFP/JOHN MACDOUGALL

Nehmen Sie sich am besten nichts vor, wenn Sie bei The Night Manager einchecken. Binge-Watching ist angesagt: Zwei, drei, ach nein: vier Folgen am Stück sind Pflicht, wenn Tom Hiddleston alias Jonathan/Thomas/Andrew usw. Jagd macht auf Hugh Laurie in der Gewandung des Waffenschiebers Richard Roper.

Die dänische Regisseurin und Oscar-Preisträgerin Susanne Bier (In einer besseren Welt) inszeniert die Adaption eines Romans von John Le Carré sehr gekonnt in Bond’schem Hochglanzformat, doch dankenswerterweise zitiert sie ihn bloß hie und da. Und vor allem: Die Prot agonisten bleiben Menschen. Jeder hat seine Schwächen, jeder hat sympathische Züge, ja sogar die vielen bösen Buben.

Deren Gegengewicht sind die Frauen. Sie versuchen, die Welt wieder ein bissl mehr in Ordnung zu bringen. An vorderster Front Geheimagentin Angela Burr. Schwanger, gereizt, hartnäckig. Wie schon in Broadchurch spielt Olivia Colman aus der zweiten Reihe heraus die Hauptrollen an die Wand. Ebenso wie Tom Hollander als Ropers machiavellistischer Höfling. Zum Niederknien.

Der coole Tom Hiddleston könnte hingegen ein bisschen mehr in sich reinschauen lassen, schließlich ist er ein Zerrissener mit bis zu vier Identitäten. Aber er macht einen tollen Job und ist zu Recht im Gespräch als Daniel Craigs Nachfolger im Dienste Ihrer Majestät.

Was nicht so recht funktionieren will, ist der Bösewicht. Hugh Laurie bleibt Doctor House und wird nicht zu Doctor No: Fies? Ja, mit viel Genuss. Aber Massenmörder? Never.

Und? Endet es so, wie es enden muss? Klar. Wenngleich: Wer weiß das schon? Immerhin haben wir es hier mit Altmeister John Le Carré zu tun. (Gianluca Wallisch, 3.4.2016)