Angepriesen ja, angelaufen nein: Der Livestream kam ebenso schwer in die Gänge wie die Diskussionsrunde.

Nicht nur, dass Puls 4 dem ORF mit seinen Vorwahlsendungen zur Bundespräsidentenwahl Konkurrenz machen will. Dass alle Kandidaten der Einladung des Privaten folgen, könnte dem ehemaligen Platzhirsch Sorgen machen. Allerdings zeigte die Elefantenrunde auch, dass Politdiskussion nicht so leicht ist (gleich wie einen Live-Stream hinzukriegen).

Das Moderatorenduo Corinna Milborn/Thomas Mohr war kaum mehr als Stichwortgeber. Man verteilte Taferl: Ja oder Nein sollten alle im ersten Schritt ihre Positionen kundtun. Welch Umstand, dass ausgerechnet Baumeister Richard Lugner zu Bedenken gab, so einfach sei es nicht getan! Nur Norbert Hofer hatte damit wenig Probleme. Für ihn ist die Welt ja auch entweder Daham oder Islam.

Bei einem Seherrat der 500 sammelte er damit jedenfalls Sympathie und hatte zuletzt die meisten (26 Prozent) hinter sich. Zu denken gab das den Mitstreitern wenig, es stünden noch drei Wochen Wahlkampf bevor. Die größte Freude an den Umfragen schien Puls 4 selbst zu haben. Gleich wie an den eingeblendeten Postings und einer tiefschürfend-investigativen Angehörigenbefragung, die der angesichts abgelutschter Themen (Regierung absetzen? Strache angeloben?) wenig erquicklichen Runde wiederholt nichts Substanzielles beigaben.

Gute Figur machte die dann bei Frauenrechten in Fahrt gekommene Irmgard Griss. Das mit dem Lächeln kriegte sie auch hin! Besser als Alexander Van der Bellen, dem die Pflicht, antworten zu müssen, wohl den ruhigen Abend gestört hat. Rudolf Hundstorfer sagte wenig und schien fast froh darüber. Andreas Khol warf sich keine Spur von altersmüde in den Ring. Und Lugner? Der bringt die gelernten Verfassungsartikel respektabel aus dem Munde, wenn man ihn ausreden lässt. So kann eine lasche Moderation auch ihr Gutes haben.

Puls 4 meldet großes Zuschauerinteresse: 372.900 sahen zu, das entspricht einem Marktanteil von 14,3 Prozent. (Michael Wurmitzer, 4.4.2016)