Kaugummikauer und -werfer: Jörg Schmadtke.

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Sinsheim – So etwas hat es in der deutschen Bundesliga noch nie gegeben: Erstmals wird gegen einen Sportchef wegen eines Kaugummiwurfs ermittelt – auch wenn sich Jörg Schmadtke vom 1. FC Köln für seinen Aussetzer beim 1:1 in Hoffenheim inzwischen entschuldigt hat. Der 52-Jährige beklagte sich am Sonntagabend auch noch über fehlendes Fairplay beim Gegner.

Kaugummi Richtung Trainerbank

Der für emotionale Ausbrüche nicht unbekannte Schmadtke, Vorgesetzter von Köln-Trainer Peter Stöger, hatte dem Kaugummi Richtung gegnerische Trainerbank noch ein paar Worte hinterhergeschickt. Der 1. FC Köln fühlt sich – spätestens seit dem Handtor des Hannoveraners Leon Andreasen – schon die ganze Saison benachteiligt. Schmadtke habe aber noch am Abend angerufen und um Verzeihung gebeten. "Damit ist die Angelegenheit für uns erledigt", sagte sein Hoffenheimer Kollege Alexander Rosen.

Nicht jedoch für den Deutschen Fußball-Bund (DFB), der nun erneut gegen Schmadtke ermittelt. Der Kölner Sportchef war erst im Jänner vom DFB-Sportgericht zu einer Geldstrafe von 6.000 Euro verurteilt worden, weil er am 12. Dezember in der Partie bei Werder Bremen den Schiedsrichtern in der Halbzeitpause hinterhergerufen hatte: "Ihr Eierköppe werdet auch immer schlechter."

Ball nicht ins Out gespielt

Entzündet hatte sich die Debatte in der Rhein-Neckar-Arena an der Szene unmittelbar vor dem Ausgleichstreffer von Kevin Volland in der Nachspielzeit (91.). Da spielten die Hoffenheimer den Ball nicht ins Out, als Kölns Lukas Klünter nach einer foulverdächtigen Aktion von Eduardo Vargas am Boden lag.

"A) sehe ich da ein Foul, und b) muss ich sagen, dass wir in dieser Woche in der Liga den Fairplay-Gedanken beerdigen. So leid es mir tut", sagte Schmadtke dem TV-Sender Sky, nachdem es am Freitag beim Spiel Bayer Leverkusen – VfL Wolfsburg (3:0) eine ähnliche Szene mit Wolfsburg-Verteidiger Dante gegeben hatte.

Stöger relativiert

Stöger war zwar ebenfalls angefressen, differenzierte bei seiner ruhig vorgetragenen Kritik aber: Es sei Ermessenssache des Schiedsrichters, "so zu entscheiden" – nämlich nicht zu pfeifen. Man solle sich am besten abstimmen in der Liga und künftig darauf verzichten, Bälle freiwillig ins Out zu spielen, schlug er vor: "Das sollte dann aber für alle gelten. Vielleicht liegen die Spieler dann auch nicht mehr so oft." (APA, 4.4.2016)