Wien – Forschern ist offenbar ein wichtiger Schritt zur Entwicklung eines Medikaments gegen das Junin-Virus gelungen. Sie stellten Antikörper her, die bei infizierten Meerschweinchen umfassenden Schutz ermöglichten, berichtet ein Wissenschafterteam aktuell im Fachjournal "PNAS". Das Produktionssystem für die Antikörper stammt von der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien, es erhöht deren Wirksamkeit signifikant.

Das Junin-Virus verursacht vor allem in Südamerika hämorrhagisches Fieber und wird durch Nagetiere übertragen. In den USA wird das Virus in der Gruppe jener Krankheitserreger mit dem höchsten Risiko für die nationale Sicherheit und öffentliche Gesundheit gelistet ("Category A Priority Pathogen").

Nach Angaben der Boku gibt es zurzeit keine Medikamente für Vorbeugung oder Behandlung der Krankheit. Derzeit wird üblicherweise bei einer Infektion Blutplasma von Patienten verabreicht, die die Infektion bereits überstanden haben. Diese Art der Behandlung beinhaltet jedoch Sicherheitsrisiken und ist zudem nur eingeschränkt verfügbar. Ohne Therapie liegt die Sterblichkeitsrate zwischen 20 und 30 Prozent.

Hoffnung auf Therapeutikum

Produziert wurden die Antikörper in an der Boku entwickelten, genetisch modifizierten Tabakpflanzen. Dieses Produktionssystem wurde bereits erfolgreich bei der Herstellung von Antikörpern gegen Ebola- und HI-Viren angewandt. Konkret wurden die Tabakpflanzen gentechnisch so verändert, dass sie maßgeschneiderte Zuckerketten an die Antikörper anheften und somit deren Wirksamkeit deutlich erhöhen.

"Was die Studie einzigartig macht, ist, dass wir einen vollen Schutz beobachtet haben – selbst wenn die Behandlung sechs Tage nach der Virusinfektion begonnen wurde, als die Tiere bereits Zeichen der Krankheit zeigten", sagte Herta Steinkellner vom Department für Angewandte Genetik und Zellbiologie der Boku. Thomas Geisbert von der University of Texas Medical Branch (USA) wertet den Erfolg der Antikörpertherapie gegen das Junin-Virus als "wichtigen Schritt für die Entwicklung eines Therapeutikums". (APA, 11.4.2016)