Daniel Döberl und Philipp Wolschner (rechts) von CashQuizz

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Bei CashQuizz können User mit richtigen Antworten Geld verdienen.

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Die beiden Wiener konnten sich in der Puls 4-Show Investitionen sichern.

Foto: 2 Minuten 2 Millionen/Gerry Frank

Als Wirtschaftsstudenten gründeten Daniel Döberl und Philipp Wolschner die Quiz-App CashQuizz, bei der Spieler echtes Geld gewinnen können. Neben einem Investment in der Puls 4-Show "2 Minuten 2 Millionen" konnten sie bereits mehrere Investoren für sich gewinnen. Sie wollen die App in den nächsten Jahren ganz groß machen. Der WebStandard sprach mit Geschäftsführer Philipp Wolschner über Zukunftspläne und den heimischen App-Markt.

STANDARD: Bei CashQuizz wird Wissen mit Geldpreisen belohnt, für User ist die App dennoch völlig kostenlos. Wo ist der Haken?

Wolschner: Es gibt keinen Haken. Wir wollten mit der App eine Win-Win-Situation schaffen: User können durch Wissen Geld gewinnen und Unternehmen haben eine Plattform, um Werbung zu präsentieren. Will man als User beispielsweise ein Extra-Spiel freischalten, kann man sich ein kurzes Werbevideo ansehen.

STANDARD: Ihre App führt auf einem Markt, der von "free-to-play"- bzw. "pay-to-win"-Modellen dominiert wird, also eine Art "play-to-win"-App ein. Wie finanziert sich CashQuizz, wenn auf zusätzliche Einkünfte aus der Community verzichtet wird?

Wolschner: Das geschieht hauptsächlich über Werbepartner. Diese Art von Geschäftsmodell funktioniert natürlich erst bei einer großen Anzahl von aktiven Spielern besonders gut. Mit über 10.000 Usern und den Wachstumszahlen seit dem offiziellen Launch im Februar sind wir sehr zufrieden und sehen einen positiven Trend. Es ist uns wichtig, eine App anzubieten, die Spaß macht und die Erfolge unserer Spieler belohnt. Derzeit schütten wir täglich eine Gewinnsumme von 100 Euro aus. Unser Ziel ist es, diese im Laufe des Jahres deutlich zu erhöhen.

STANDARD: Quiz-Apps sind ein alter Hut. Reicht es aus, bestehende App-Konzepte mit einer Gewinnkomponente zu versehen, um User anzulocken? Was spricht gegen Neuauflagen wie "Cash-4 Pics 1 Word" oder "2048-Win Edition"?

Wolschner: Ich sehe es durchaus als zukünftiges Konzept, dass man User für die Interaktion in einer App belohnt, ohne dass es sie selbst etwas kostet. Neugestaltungen anderer bekannter Spiele-Konzepte sind sehr wahrscheinlich und ich bin davon überzeugt, dass ähnliche Modelle in den nächsten Jahren vermehrt auf den Markt kommen werden.

STANDARD: Wie ist die Idee entstanden und wie schwierig ist es, eine derartige Gewinn-App durchzusetzen? Sind dafür irgendwelche Lizenzen nötig?

Wolschner: Für uns war schon unter dem Studium klar, dass skill-basierte Spiele mit Gewinnkomponente ein Zukunftstrend sind. Ein Vorbild war für uns "die Millionenshow", bei der wohl die meisten Menschen gerne mitmachen würden. Im Gegensatz dazu stehen herkömmliche Quiz-Apps, bei denen jeder mitmachen, aber im Endeffekt kaum etwas gewinnen konnte. Daher wollten wir beide Aspekte kombinieren.
CashQuizz zählt zu den sogenannten "Geschicklichkeitsspielen mit Gewinnchancen", für die keine Lizenzen erforderlich sind.

STANDARD: Bei der Puls 4-Show "2 Minuten 2 Millionen" wurden CashQuizz 200.000 Euro an Investitionen zugesichert. Was ist damit geplant – und wie schnell ist das Geld auf diesem Markt wieder ausgegeben?

Wolschner: Das Pro7-Investment ist ausschließlich für TV-Werbung vorgesehen. Wir konnten aber auch Investoren aus der Schweiz und Österreich mit an Bord holen, womit wir ein Gesamtinvestment von einer halben Million Euro aufgestellt haben. Der Großteil des Kapitals wird in das Marketing und in die Produktentwicklung investiert. Mit dem Investment können wir unser Unternehmen für ein Jahr finanzieren und eine sechsstellige Nutzeranzahl aufbauen. Anfang nächsten Jahres wollen wir dadurch weitere Investoren für uns begeistern, was vor allem für eine Expansion wichtig wäre.

STANDARD: Konkurrenz gibt es derzeit kaum, dies kann sich aber ändern. Wie kann man Nachhaltigkeit erreichen?

Wolschner: Durch Feedback und Verbesserungsvorschläge unserer Spieler versuchen wir, eine optimale Produkt-Roadmap zu erstellen. Natürlich ist davon auszugehen, dass weitere Konkurrenten auf den Markt kommen, aber es heißt ja, Konkurrenz belebe das Geschäft. Man darf auch nicht vergessen, dass wir mit über einem Jahr Vorsprung eine gute Position haben. Die App selbst bietet 10.000 Fragen in 16 verschiedenen Kategorien, mit dem nächsten Update kommen 30.000 dazu. Sie ist außerdem so programmiert, dass man je nach dem Land, in dem man sie herunterlädt, auch auf landesspezifische Fragen trifft. Auch auf Sicherheit legen wir großen Wert, damit sich die User keine Sorgen machen müssen.

STANDARD: Ist Cashquizz als längerfristiges Projekt angelegt oder ist ein schneller Exit erstrebenswert?

Wolschner: Wie viele andere fanden wir die Idee eines raschen Exits durchaus attraktiv, haben aber im Laufe der Zeit erkannt, dass es vor allem darum geht, nachhaltige Werte zu schaffen. Uns motiviert die Vorstellung, einen globaler Player aufzubauen, der viele Jahre erfolgreich am Markt aktiv ist. Unser Ziel wäre es, in den nächsten zwei Jahren in der deutschsprachigen Dachregion zur größten App im skill-basierten Spielesektor zu werden. Wir haben gesehen, wie weit wir ohne Marketing kommen, jetzt haben wir die Mittel, um auch das zu forcieren.

STANDARD: Wie sehen Sie die Lage des österreichischen App-Marktes? Wie schwierig ist es, sich durchzusetzen?

Wolschner: Das kommt auf die Idee an. Gibt es bereits ähnliche Modelle oder starke Konkurrenz? Wie werde ich im Appstore sichtbar und von meinen Kunden gefunden? Hierfür gibt es sowohl klassische als auch Guerilla-Taktiken, je nach Budget. Entscheidend ist es, seinen Kunden einen Mehrwert zu bieten. Wir selbst haben zu Beginn auch viele Fehler gemacht, aber wichtig ist es, aus diesen Fehlern zu lernen.

STANDARD: Haben Sie Tipps für neue Start-ups?

Wolschner: Wichtig ist es vor allem, sich mit erfahrenen Gründern auszutauschen und zum Beispiel Start-up Meetings zu besuchen. Man sollte sich nicht scheuen, zu Institutionen wie der WKO oder der Wirtschaftsagentur zu gehen, um sich über Förderungen zu informieren. Da darf man nicht zu feige sein, um nachzufragen. Und was den Einsatz anbelangt – es ist ein Vollzeitjob, Halbherzigkeit hat da keinen Platz.

STANDARD: Wie vernetzt ist die Community? Arbeitet man zusammen und holt sich Ratschläge?

Wolschner: Wenn man nicht aktiv Kontakt sucht, wird man auch keine Beziehungen aufbauen können. Eine gute Gelegenheit zur Kontaktaufnahme bieten MeetUps oder Events, z.B. von AustrianStartups. Hier findet ein guter Austausch statt, wo wir viele Inputs mitgenommen haben. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, mit anderen Startups zu kooperieren. Wir selbst arbeiten zum Beispiel mit Foodora Österreich oder Hokify zusammen und halten uns immer gegenseitig auf dem Laufenden. (Florian Schmidt, 6.4.2016)