Wien – Die "Kronen Zeitung" hat erneut gegen den Ehrenkodex für die österreichische Presse verstoßen. Der Presserat vertritt die Ansicht, dass ein Artikel auf krone.at über "Sozialhilfe für Bigamisten" tendenziös war und darin Muslime pauschal verdächtigt wurden, teilte das Selbstregulierungsorgan am Dienstag mit. Es ist die 52. Rüge für den reichweitenstärksten Zeitungsverlag Österreichs.

In dem Artikel "Muslime mit Zweitfrau: Bis zu 3000 EUR Sozialhilfe", erschienen am 2. Februar, wurde laut Senat 1 des Presserats berichtet, dass bis zu 20 Prozent der muslimischen Männer in Bigamie leben würden und dadurch das österreichische Sozialsystem belastet würde, da eine "Zweitfrau" als offiziell Alleinstehende eine höhere Mindestsicherung beziehen könne. Bebildert war der Artikel mit einer Fotomontage, auf der ein lächelnder muslimischer Mann, die Schattenbilder zweier verschleierter Frauen, herabregnende Geldscheine und im Hintergrund eine österreichische Fahne zu sehen waren.

Nach Meinung des Presserats wurde den Lesern der Eindruck eines generellen, gängigen Sozialmissbrauchs vermittelt, obwohl nebenbei eingeräumt wurde, dass ein solches Verhalten in Österreich bisher nicht bekannt sei. Der Artikel verstoße deshalb gegen Punkt 7 des Ehrenkodex, der vor Pauschalverunglimpfungen und Diskriminierung schützen soll, wie es weiter hieß. Der Presserat, dem die wichtigsten Journalisten- und Verlegerverbände angehören, hat das Verfahren aufgrund mehrerer Beschwerden durchgeführt. (APA, 5.4.2016)