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Das Bild des Anstoßes.

Foto: Manfred Binder/Sportmediapics

Ewald Tröbingers Handy klingelt schon wieder. Seit dem Wochenende kann sich der Organisator des Linz-Marathons und des Junior-Marathons vor Journalistenanfragen nicht erwehren. Schuld ist ein Foto vom Junior-Marathon vom vergangenen Samstag, das sich in den sozialen Medien längst verselbstständigt hat. Darauf zu sehen sind Eltern, vor allem Väter, die ihre teilweise weinenden Kinder über die Ziellinie des Junior-Marathons zerren. Die Kinder darauf wirken eher nicht so, als würde ihnen das Laufen Spaß machen.

Die jungen Läuferinnen und Läufer auf dem Foto sind drei und vier Jahre alt – die jüngste Gruppe beim Junior-Marathon. Die ältesten Teilnehmer des Bewerbs, der mit 2.300 Teilnehmenden heuer restlos ausgebucht war, sind 15 Jahre alt. "Wir wollten auch den ganz Kleinen etwas bieten und haben für sie die Marathonstrecke auf 42 Meter adaptiert", sagt Tröbinger.

Damit sich die Kinder im imposanten Stadion vor den vielen Zusehern nicht fürchten, durften die Eltern beim Lauf der Kleinsten dabei sein. Tröbinger will sich den Kinderlauf nicht madig machen lassen. "Einige wenige dürften den Zieleinlauf etwas zu ernst genommen haben – der Lauf an sich ist aber geordnet abgelaufen, und die Mehrheit der Eltern hat sich fair verhalten."

Einen halben Meter in der Luft

"Da ist noch eines der harmloseren Bilder", sagt dagegen Manfred Binder. Der Linzer Fotograf hat das Foto geschossen. Er war zufällig im Zielbereich des Junior-Marathons und hat zu seiner Kamera gegriffen, als er die absurde Szene sah. "Auf anderen Fotos, die ich gemacht habe, fliegen die Kinder an den Händen der Eltern einen halben Meter hoch durch die Luft", erzählt Binder. "Da wollten die Eltern gewinnen. Die Kinder haben geweint."

Binder sagt, dass er solche Bilder noch nicht gesehen hat. "Mit diesen Eltern ist der Ehrgeiz durchgegangen." Deswegen hat er seine Fotos verpixelt. Zum Schutz der Kinder. Dass man diese Kinder eher vor ihren Eltern schützen sollte, finden nicht wenige User sozialer Plattformen. Dort verbreitet sich das Foto aus Linz im Eiltempo, Medien auf der ganzen Welt greifen die Geschichte auf.

"Nicht alle über einen Kamm scheren"

Veranstalter Tröbinger denkt aber nicht daran, den Kinderlauf einzustellen. "Die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer hält sich an die Regeln, es wäre schade, den Kindern den Lauf nicht mehr anzubieten. Die können ja nichts dafür." Und man könne nicht alle Eltern über einen Kamm scheren. Tröbinger überlegt, beim nächsten Mal Eltern zu "verwarnen", die den Bewerb allzu ernst nehmen. "Das ließe sich über die Startnummern regeln."

Und Tröbinger sieht nicht nur den Ehrgeiz der Eltern als problematisch an. "In einer Welt, wo es auch in den Medien nur mehr ums Gewinnen geht und wo der Zweite schon der erste Verlierer ist, sind wir wohl alle auch selbst schuld an solchen Entwicklungen." (lima, 5.4.2016)