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Um den Social-Media-Auftritt von Klein- und Mittelbetrieben zu managen, hat das Start-up Onlim ein Software-Tool entwickelt, das auch den Erfolg von Kampagnen analysieren soll.

Foto: Corbis / Ikon Images / Stuart Kinlough

Innsbruck – Der Aufstieg der Social-Media-Plattformen stellt Unternehmen vor die Herausforderung, die neuen Kanäle bestmöglich zu bespielen. Das braucht Zeit und Know-how. Relevante Information auf interessante, unterhaltsame Art aufzubereiten und dabei eine Marketingidee zielgruppengerecht umzusetzen, ist nicht leicht. Um diesen Prozess zu unterstützen, haben sich Software-Tools etabliert, mit denen sich mehrere Kanäle gleichzeitig und koordiniert füllen lassen.

Auch das junge Tiroler Unternehmen Onlim startet gerade mit einem derartigen Werkzeug für das Social-Media-Management von Klein- und Mittelbetrieben. Das Besondere daran: Es soll nicht nur verschiedene Kanäle bedienen und helfen, den Erfolg einer Kampagne zu analysieren, sondern mithilfe eines lernfähigen Semantikmoduls auch mit inhaltlichen Vorschlägen für Meldungen auf Facebook, Twitter, LinkedIn & Co aufwarten.

Die Technologie dahinter wurde am Institut für semantische Technologien der Universität Innsbruck entwickelt, aus der Onlim als Spin-off hervorgegangen ist. In der Arbeitsgruppe Online Communication des Instituts wurde im Rahmen des EU-Forschungsprojekts "Planet Data" die Softwarelösung Dacodi entwickelt, auf der das Produkt von Onlim aufsetzt. Unterstützt wurde das Start-up vom Tiroler Spin-off-Center Cast und vom PreSeed-Programm der Förderbank AWS.

Interface für alle Kanäle

"Der Gedanke, der Onlim zugrunde liegt, ist, Distributionskanäle im Netz effizient mit Inhalt zu bespielen, um sie für Marketing und E-Commerce zu verwenden", sagt Alexander Wahler, Mitgründer und Geschäftsführer von Onlim. Bis jetzt können die Netzwerke von Facebook, Twitter, LinkedIn, Xing, Flickr und Youtube mit Onlim verknüpft werden. Weitere, etwa die Bildblogs von Pinterest, sollen folgen. Die Distributionskanäle werden auf einem zentralen Interface zusammengeführt, um Kampagnen plattformübergreifend zu planen. Eine Kalenderfunktion hilft, zukünftige Meldungen zu planen.

Auf der anderen Seite werden Rückmeldungen und Impact der Veröffentlichungen analysiert. Statistiken zu "Likes" und Reichweiten werden erstellt, Nutzerkommentare zur Beantwortung bereitgestellt. "Ein Blick in die Veröffentlichungsgeschichte der Nutzer zeigt, was gut und was weniger gut funktioniert", sagt Wahler. Die Ergebnisse dieser Analyse sollen künftig in das Vorschlagssystem für neue Inhalte einfließen.

Dieses Vorschlagssystem zur automatisierten Contenterstellung ist die zentrale Innovation des Tools, die es laut Wahler von anderen Anbietern unterscheidet. Die Nutzer legen dabei zuerst fest, welche Themen interessant sind und nach welchen Regeln sie verarbeitet werden sollen. Nach der Anbindung diverser Inhaltsquellen werden gezielt Inhalte vorgeschlagen, die dann editiert und veröffentlicht werden können.

"In der Tourismusbranche können etwa Posts zum Wetter am bevorstehenden Wochenende und Bilder von einer Webcam vorgeschlagen werden, die dann mit einem entsprechenden Hotelangebot kombiniert werden", gibt Wahler ein Beispiel.

Eine Quelle könnten Blogs sein, die etwa Events auflisten und besprechen. Wenn diese über eine gute semantische Annotation verfügen – also spezielle Einordnungen, Beschreibungen oder Stichwörter, die für Computersysteme interpretierbar sind – kann Onlim automatisch auf sie zugreifen und unter inhaltlichen Gesichtspunkten verarbeiten. "Als Lokalbetreiber kann ich festlegen, dass ich Vorschläge zu Rock- und Popkonzerten in meiner Gegend bekommen möchte, um mit diesbezüglichen Social-Media-Meldungen eine junge Zielgruppe anzusprechen", sagt der Geschäftsführer.

Das System könne auch dafür genutzt werden, sich von anderen Angeboten in der Branche abzuheben. "Natürlich beobachtet man in einem Unternehmen auch die Social-Media-Auftritte des Mitbewerbs. Onlim kann dabei helfen, die eigenen Angebote auf jene der Konkurrenz abzustimmen", so Wahler. "Das hilft dabei, einzigartigen Content anzubieten, der nicht als Spam wahrgenommen wird."

Mit den Kunden chatten

E-Commerce könnte in Zukunft so aussehen, dass man über Spezialwünsche des Kunden oder Buchungsdetails per Facebook-Chat oder ähnlichen Kanälen der Social-Media-Plattformen verhandelt. Dort müsse man die potenziellen Kunden auch motivieren sich zu interessieren, sagt Wahler, der mit Onlim ein Tool bieten will, das sowohl Anfängern einen Einstieg in Online-Marketing bieten als auch die Arbeit von Social-Media-Profis erleichtern will.

Während das bereits zehnköpfige Team des Start-ups noch an der Optimierung der Software arbeitet, haben sich laut Wahler bereits 300 User bei Onlim registriert. Erste Pilotkunden kommen aus der Tourismusindustrie, die Österreichische Hoteliervereinigung ist ein Partner. Man will aber offen für alle Branchen sein und besonders auch Start-ups und die Kreativindustrie ansprechen. (Alois Pumhösel, 10.4.2016)