Wien – Gereckte Hälse, gebannte Erwartung und vor Staunen geöffnete Münder – das Gemurmel und die Nervosität des jungen Publikums im Dschungel Wien wich ab dem ersten Ton der Darstellerin der reinen Faszination. Gemeinsam mit der afrikanischen Theatergruppe Iyasa vermischt Stephan Rabl in Mein Bauernhof die eigene Kindheit auf seinem Hof im Waldviertel mit dem Aufwachsen in Simbabwe.

Die afrikanischen Bäuerinnen und Bauern ziehen mit vor Kraft strotzendem A-cappella-Gesang unter der musikalischen Leitung von Innocent Nkululenko Dube die Kinder in ihren Bann. Eine Musiknummer, untermalt mit dem rhythmischen Läuten von Kuhglocken, droht durch seine Wucht schon fast den großen Saal zu sprengen. Elemente wie Traktorrennen und Scheibtruhen-Surfen sowie auch die mühelose Imitation der Tierstimmen schlagen gemeinsam mit der rhythmischen afrikanischen Musik die Brücke zwischen Afrika und Europa.

Die Aufmerksamkeit des Publikums konstant zu halten gelingt den Darstellern auch durch das stete Neuarrangieren der minimalistischen Bühnenelemente. Acht quadratische Tische, rot umrandete, faltbare Dreiecke, alte Obstkisten und Scheibtruhen verkörpern mal Tierställe, mal einen Glockenturm, mal ganze Gebäudekomplexe. Fantasie steht ebenso im Mittelpunkt des Stücks wie das Beleben der Gegenstände, und der damit verbundene Wechsel der Szenerie funktioniert nahtlos.

Weniger nahtlos gliedert sich die angerissene Coverversion der Michael-Jackson-Hymne Heal the World gegen Ende ein, die eher wie ein Fremdkörper wirkt. Die Rap- und Beatbox-Elemente hingegen sorgen für Abwechslung und lockern die Handlung auf.

Gummistiefeltanz

Der ursprünglich aus Südafrika stammende Gumboot Dance wird in V-Formation getanzt und erinnert stark an einen Schuhplattler in Gummistiefeln, den man aus heimischen Gefilden kennt.

Gesprochene Sprache ist in dieser Aufführung Nebensache und auch gar nicht notwendig. Ab und zu blitzt ein englisches Wort aus dem Gesang hervor, doch Mimik, Schauspiel und Rhythmus reichen völlig aus, die Handlung zu vermitteln. Genauso wie Muh und Mäh steht auch Kinderlachen in jeder Sprache für dasselbe, nämlich pure Lebensfreude. Und die ist das gesamte Stück hindurch greifbar. Und wie der Sitznachbar so schön sagte: "Das war cool." (Anja Krämer, 5.4.2016)