Wien/Linz – Das Niedrigzinsumfeld sowie das erwartete Verbot der Kreditgebührenverrechnung machen österreichischen Banken zu schaffen. Wie das European Banking Barometer des Beratungsinstituts Ernst & Young zeigt, planen etwa 60 Prozent der Banken in Österreich Stellen abzubauen.

Oberbank-Chef Franz Gasselsberger übte in einer Pressekonferenz in Wien am Dienstag Kritik an der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank: Wichtige Reformen würden verabsäumt, Geldpolitik allein könne die Konjunktur nicht ausreichend ankurbeln.

Die Oberbank blickt dennoch auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Der Konzernjahresüberschuss nach Steuern stieg 2015 um 21,9 Prozent auf 166,4 Millionen Euro, die Bilanzsumme um 2,6 Prozent auf 18,24 Milliarden Euro. Die Kreditrisikovorsorgen sanken um rund 40 Prozent. Die Provisionen – sie machen ein Drittel der Gesamterträge aus -, nahmen um 11,2 Prozent zu.

"Ausnahmejahr"

Zwar habe das Privatkreditgeschäft von dem durch die Niedrigzinsen angekurbelten Wohnbau profitiert. Insgesamt jedoch hätten die negativen Effekte der niedrigen Zinsen überwogen, betonte Gasselsberger. Die Einengung der Zinsspanne habe die Oberbank mit rund zehn Millionen Euro belastet. 2015 sei überhaupt ein "Ausnahmejahr" gewesen, der Ausblick sei verhaltener, denn mit den Negativzinsen werde man noch länger leben müssen. Dennoch will die Oberbank 2016 ihr Geschäft in Deutschland, Tschechien und Ungarn ausbauen.

In ihrer Bilanz 2015 hat die Regionalbank mit 17 Millionen Euro an Rückstellungen vorgesorgt. Denn wie berichtet, bereiten sich die heimischen Geldhäuser auf einen Spruch des Obersten Gerichtshofs (OGH) vor, der eine Kostenüberwälzung von Kreditgebühren auf Konsumenten unterbinden könnte. Im Vorjahr hatte bereits das Oberlandesgericht Innsbruck die Verrechnung von Kreditbearbeitungsgebühren für unzulässig befunden. Die BTV (Bank für Tirol und Vorarlberg) ging in Revision. Das OGH-Urteil im Streit zwischen Konsumentenschützern und der BTV wird noch heuer erwartet. (Elena Pramesberger, 6.4.2016)