Für Kollegen Hagenauer war es kein schöner Tag: Um herauszufinden, welche Attraktion im Wiener Prater kein Pardon mit ihren Gästen kennt, hat er neun davon getestet. Der geschätzte Wert zur Fliehkraft zeigt einen Gesamtbeschleunigungswert. Die Einheit dafür ist g, also ein Vielfaches der Beschleunigung durch die Erdanziehungskraft. Sein Fazit sehen und lesen Sie hier.

Platz 9: Break Dance

Maximale Beschleunigung: ~3 g

Wie grausam: Ein Klassiker des Praters: Links und rechts von mir reißen die Kids die Hände in die Luft. Es dreht sich. Mir ist mulmig.

Fazit: Nicht wild, aber nie wieder.

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Platz 8: Ejection Seat

Maximale Beschleunigung: ~3 g

Wie grausam: Ein Mythos: Immer wieder fragen mich Menschen: "Du schaust nicht gut aus. Warst schon in der Kugel?" Die Kugel ist eigentlich keine Kugel: Zu zweit wird man in die Luft geschossen und dreht sich. Meine Kollegin neben mir hat deutlich mehr Spaß.

Fazit: Ein bisschen wild, aber nie wieder.

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Platz 7: Extasy

Maximale Beschleunigung: ~3,5 g

Wie grausam: Mir stellen sich Sinnfragen: Wieso macht man so was? Wieso baut man so was? Wieso sitze ich nicht zu Hause vor dem Frühstücksfernsehen?

Extasy dreht sich vor allem. Dann dreht man sich über Kopf, und dann dreht man sich noch weiter. Dazu dröhnt motivierende Musik aus den Boxen, Rauch soll Atmosphäre schaffen. Ich konzentriere mich immer wieder auf einen Punkt an der Decke, es hilft nicht. Die Fahrt dauert so lange wie eine Mathe-Schularbeit, bei der man schon die ersten drei Probleme nicht lösen kann. Mir ist richtig schlecht.

Fazit: Ganz sicher nie wieder.

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Platz 6: Megablitz

Maximale Beschleunigung: ~3,6 g

Wie grausam: Megablitz ist ein bisschen das Pony unter den getesteten Attraktionen. Es geht gemächlich dahin, kurz möchte man sich sogar eine Zigarette anzünden. Ich kann mich ausrasten, werde aber übermütig: "Gemma schnell zur nächsten."

Fazit: Die U3 ist wilder und billiger, also nie wieder.

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Platz 5: Olympia

Maximale Beschleunigung: ~4,6 g

Wie grausam: Ich streite mich kurz mit zwei Kindern, die auch ganz vorne sitzen wollen, warte aber schließlich auf die nächste Fahrt. Die Olympia ist eine nette Achterbahn, es gibt Loopings und steile Kurven. Beim Bremsen drückt es mir die Bügel in den Magen.

Fazit: Das Bremsen tut weh, also eher nie wieder.

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Platz 4: Turbo Booster

Maximale Beschleunigung: ~4,2 g

Wie grausam: Der kleine Bruder von Platz eins. Und das auf der Zielgeraden. Ich schäme mich ein bisschen, weil ich schreien muss. Der Turbo Booster ist gemein, bleibt auf dem höchsten Punkt stehen und scheint das auch noch zu genießen. Ich verlange eine Pause, Kollege Gartner lächelt.

Fazit: Sicher nie wieder.

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Platz 3: Praterturm

Maximale Beschleunigung: ~2,6 g

Wie grausam: "Das ist eine Freiluftveranstaltung", heißt es immer wieder beim Skispringen. Der Mann im Kassahäuschen will mich nicht auf den Turm lassen: "Zu windig". Wir riskieren. Schon beim Einsteigen ist das Gefühl unbehaglich, man muss sich selbst den Bügel zumachen und den Gurt anlegen. Die Sicherung erinnert an Schwimmflügerln. Die Höhe ist weniger Problem als der Wind, und es zaubert mich durch den Praterhimmel.

Fazit: Indoor vielleicht wieder.

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Platz 2: Volare

Maximale Beschleunigung: ~7,5 g (Messfehler?)

Wie grausam: Endlich auf dem Bauch – also beim Volare. Man stellt sich irgendwie in die Apparatur und hat dabei italienische Schlager als Ohrwurm im Kopf. Das Volare ist deshalb wild, weil es so veraltet wirkt. Die Achterbahn macht den Anschein, in jeder Kurve zusammenzubrechen. Es schleudert mich innerhalb des Sitzes durch die Gegend.

Fazit: Selbst dann, wenn es das Volare noch einen Sommer gibt, nicht wieder.

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Platz 1: Black Mamba

Maximale Beschleunigung: 3,8 g

Wie grausam: Es klang alles so verheißungsvoll: zwei Kornspitz, einer mit Serrano-Schinken, einer mit Kalbspariser, und beide mit Edamer und Gurkerln. Ein Frühstück für Champions. Ich hatte die Rechnung ohne die Black Mamba gemacht. Wir steigen direkt von der U2 in die Mamba um. Das Beste soll ja nie am Anfang kommen. Ich schreie und schäme mich nicht einmal dafür. Die Mamba ist verdammt weit oben und gnadenlos. Früher hat mir so was Spaß gemacht. Die Kollegen lachen.

Fazit: Ernsthaft?


Hintergrund: Über die Daten

Der Wert "Geschätzte Fliehkraft" wurde mit einem iPhone 6 und der App "G-Force" gemessen. Durch die Messung per iPhone kann es zu Schwankungsbreiten von bis zu einem halben g kommen, beispielsweise weil der Basiswert auch von der Ausrichtung des Geräts abhängt. Aber: Die Werte sind relativ vergleichbar, da sie alle mit demselben Gerät aufgezeichnet wurden.

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