Wien – Das Wiener Künstlerhaus ist für Karlheinz Essl kein idealer Ort, um nach der Schließung seines Museums in Klosterneuburg künftig seine Sammlung zu präsentieren. "Das Künstlerhaus kann man ja mit dem Essl Museum überhaupt nicht vergleichen", sagte er am Mittwoch im Ö1-"Morgenjournal".
Bekanntlich wird das Künstlerhaus von Hans Peter Haselsteiner, der mit seiner Stiftung auch 60 Prozent an der Sammlung Essl hält, renoviert und soll ab Herbst 2018 mit heimischer Kunst nach 1945 bespielt werden. "Das Künstlerhaus ist eine Ausstellungshalle, das Essl Museum ist ein Sammlungsmuseum", so Essl mit Verweis auf die bis zu zehn Ausstellungen, die das Essl Museum pro Jahr realisiert hat. Das Künstlerhaus sei zu klein und würde darüber hinaus lediglich drei oder vier Ausstellungen pro Jahr machen können. Personalen wie im Essl Museum seien in diesem Umfang nicht möglich.
Bau zu schön für ein Depot
Dass sein Museum künftig nur als Depot dienen soll, will Karlheinz Essl selbst noch nicht richtig wahrhaben. Das von Heinz Tesar errichtete Museum sei "ja eine Architekturikone mit den schönsten Ausstellungsräumen der Welt". Zudem habe man zugleich über ein Depot verfügt. "Die meisten Häuser in der Welt sind Kunsthallen, die immer irgendwo ihre Sachen zusammentragen müssen. Wir können auf unseren Fundus zurückgreifen." Er selbst sei jedenfalls am Ende seiner Möglichkeiten angelangt, das Museum weiter zu betreiben. "Der Ball liegt jetzt ganz eindeutig bei der öffentlichen Hand."
Haselsteiner gibt er an der Schließung keine Schuld: "Doktor Haselsteiner hat immer erklärt, dass er mit dem Essl Museum nichts zu tun hat – das wäre meine Angelegenheit. Okay. Das habe ich auch zur Kenntnis genommen", so Essl, der klar sagt: "Ich glaube nicht, dass das die Ursache ist. Es liegt mehr oder weniger am Verständnis des Bundes." Er und seine Frau hätten 17 Jahre lang "alles getan, was wir tun konnten."
Reaktion von Albertina-Chef Schröder
"Wir alle haben miterlebt, wie sehr sich das Ehepaar Essl bemüht hat, trotz der wirtschaftlichen Schwierigkeiten, in der das Unternehmen baumax gesteckt ist, alles zu tun, um die Sammlung zu erhalten und den Betrieb des Museums zu sichern. Dabei war es klar, dass das eine herkulische Herausforderung darstellt, bei der es am Ende sein kann, dass sie nicht zur Zufriedenheit erledigt wird. Das ist jetzt sicher eine große Enttäuschung, aber nicht ganz überraschend. Tut mir aber sehr, sehr leid", so Schröder hörbar betroffen.
Dass Essl nun die Schuld der Kulturpolitik zuweist – der Bund hatte ihm eine Förderung des Ausstellungsbetriebs verwehrt – kommentiert Schröder vorsichtig: "Ob die öffentliche Hand – das Land Niederösterreich, die Stadt Wien, die Republik Österreich – einer Privatsammlung hier substanziell hätte helfen können, kann ich schwer beurteilen", so der Albertina-Direktor. "Ich weiß, wie sehr alle öffentlichen Stellen in so einem Zusammenhang versuchen, ein Präjudiz zu vermeiden." Jedenfalls glaube er nicht, dass die Gespräche, die Essl mit politischen Vertretern geführt hat, leichtfertig geführt worden seien. "Das haben sich, denke ich, beide Herren nicht leicht gemacht", verweist Schröder auf die Beratung, die sich Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) in der Causa vom Beirat geholt hat. Es sei hier nicht aus der Hüfte geschossen worden.
Dass Karlheinz Essl das zu renovierende Künstlerhaus nicht als adäquaten Ersatz für sein Museum sieht, bringt Schröder, der künftig für die Bespielung des Künstlerhauses – auch aus Beständen der Sammlung Essl – sorgen soll, nicht aus dem Konzept. "Ich würde mich nicht von dieser jüngsten, von Enttäuschung gekennzeichneten Aussage irritieren lassen. Jeder, der sich mit der Sammlung beschäftigt hat weiß, dass Herr Essl im vorigen Jahrtausend – zu Recht und von mir bestärkt – versucht hat, das Künstlerhaus für die Sammlung Essl zu übernehmen."
Reaktion von Leopold Museum-Chef Wipplinger
Sehr bedauerlich findet Hans-Peter Wipplinger, Direktor des Leopold Museums in Wien, die Schließung des Essl Museums ab 1. Juli. "Es kann nicht sein, dass dieses Haus leer steht", meinte er am Mittwoch im Gespräch mit der APA: "Man muss Ideen generieren."
Eine Möglichkeit sieht er in der Fremdbespielung des 1999 eröffneten Hauses: "Vielleicht sind andere Sammlungen bereit, sich da einzubringen, sich da einzumieten oder das anzukaufen, um ihre Sammlungen zu präsentieren." Auch für genreübergreifende Kunstprojekte seien die sehr verschiedenen Räumlichkeiten ideal." Man sollte dieses Haus auch gedanklich ein bisschen öffnen, es gibt vielleicht auch viele performative Projekte, die eine Location suchen."
Man müsse aber zwischen dem Haus und der Sammlung differenzieren, "denn die Sammlung wird ja hoffentlich weiterhin präsent sein, im Künstlerhaus und hoffentlich nicht nur dort". Die Sammlung Essl verfüge über "eine solche Verdichtung, was österreichische Kunst nach 1945 betrifft, die in kaum einem staatlichen Museum vorzufinden ist". Im künftigen neuen Kremser Kunstmuseum ("Galerie Niederösterreich"), das um den Jahreswechsel 2017/2018 eröffnen und Privatsammlungen dezidiert einbinden soll, "würde die Essl-Sammlung auch hervorragend hineinpassen. Hätte ich etwas zu sagen, ich würde mich dafür einsetzen, dass man hier auch eine gewisse Präsenz der Sammlung Essl hat", so Wipplinger. (APA, red, 6.4.2016)