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"Viele Väter erleben ihre Kinder nicht", sagt Sozialminister Alois Stöger. Mit Fallanalysen in Betrieben soll nun erhoben werden, woran die geringe Väterbeteiligung liegt.

Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Wien – Im Jahr 2015 waren 18 Prozent der Bezieher von Kinderbetreuungsgeld Männer. Für Sozialminister Alois Stöger und Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek ist das nicht genug. Die beiden SPÖ-Minister wollen mehr Väter dazu motivieren, sich an der Erziehung ihrer Kinder zu beteiligen. Um zu verstehen, wie das am besten funktionieren kann, starten sie ein von der EU-Kommission mitfinanziertes Projekt.

Männer erforschen

"Viele Väter erleben ihre Kinder nicht", sagt Stöger. Umfragen würden zeigen, dass der Wunsch der Väter nach Beteiligung aber groß sei. "Die derzeitige Realität wird diesem Wunsch nicht gerecht. Wir haben großen Aufholbedarf." Oft stünden bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf die Frauen im Fokus, nun wolle man sich speziell die Männer ansehen und Ursachen erforschen.

In zehn Betrieben in Branchen, die besonders von Männern dominiert sind, sollen Arbeitgeber und Beschäftigte dazu befragt werden, wie man die Bedingungen für Väter verbessern könnte. In Österreich sind das Bau, Herstellung von Waren, Verkehr sowie Information und Kommunikation.

Handbuch für Betriebe

Zudem sollen bereits bestehende Positivbeispiele innerhalb Österreichs und EU-weit analysiert werden. Am Ende soll unter anderem ein Handbuch für Betriebe stehen, dass über diese Best-Practice-Modelle informiert. "Wir wollen Veränderungsprozesse einleiten", sagt Stöger.

Das Frauenministerium unter Heinisch-Hosek arbeitet an einem Online-Haushaltsrechner, in dem Eltern ausrechnen können sollen, wie sich eine gleichmäßige Aufteilung der Kinderbetreuung finanziell auf die Familie auswirken würde. Vorbild ist der bereits bestehende Gehaltsrechner des Frauenministeriums. "Es ist höchst an der Zeit, dass sich ein Kulturwandel in den Köpfen vollzieht", sagt Heinisch-Hosek. Es gelte auch, den Betrieben die Bedenken gegenüber der Väterkarenz zu nehmen.

Papamonat soll kommen

Finanziert wird das Projekt aus EU-Mitteln. Die Kommission zahlt 360.500 Euro, Österreich 106.000 Euro. Es läuft seit Dezember 2015 bis Dezember 2017.

Als eine Maßnahme für mehr Väterbeteiligung nennt die Frauenministerin auch den Papamonat, also einen Bonus für Väter, die den ersten Monat nach der Geburt zur Unterstützung der Partnerin zu Hause bleiben. Bisher gibt es diesen nur im öffentlichen Dienst. Der Papamonat ist allerdings Teil der Reform des Kinderbetreuungsgeldes, die noch nicht mit der ÖVP fertig ausverhandelt ist. Nachdem Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) die Verhandlungen platzen hat lassen, wird nun weiterverhandelt, versichert Heinisch-Hosek. "Wir wollen so schnell wie möglich zu einem Kompromiss kommen." (koli, 6.4.2016)