Vatikanstadt – Im Vatikan ist am Mittwoch das Verfahren um die illegale Weitergabe vertraulicher Dokumente an zwei Journalisten nach dreiwöchiger Unterbrechung fortgesetzt worden. Die vatikanischen Richter befragten die PR-Agentin Francesca Chaouqui, die zu den fünf Angeklagten zählt. Die Frau erschien in Begleitung ihrer Anwältin pünktlich im Sitzungssaal.

Die Ärzte der im achten Monat schwangeren Chaouqui hatten ihr 20 Tage Bettruhe verordnet, daraufhin war der Prozess drei Wochen lang vertagt worden. Im Mittelpunkt des Verfahrens steht die Veröffentlichung vertraulicher Unterlagen über wirtschaftliche Missstände in der römisch-katholischen Kirche durch die Enthüllungsjournalisten Emiliano Fittipaldi und Gianluigi Nuzzi, die sich illegal die Akten einer päpstlichen Untersuchungskommission beschafft hatten. Angeklagt sind im Prozess auch der ranghohe Kurienprälat Lucio Angel Vallejo Balda sowie seine Mitarbeiter Nicola Maio und Chaouqui.

Die Journalisten sollen die Geheimdokumente von Chaouqui und Vallejo Balda bekommen haben, die zusammen mit Maio früher für eine von Papst Franziskus eingerichtete Wirtschaftsprüfungskommission arbeiteten. Den Angeklagten drohen jeweils bis zu acht Jahre Haft. Ein Gesetz zum Schutz von Informanten existiert im Vatikan nicht. (APA, 6.4.2016)