Spotify soll in Zukunft auch gedrosselt werden – obwohl es nicht zum Datenvolumen gezählt wird.

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Die angekündigten Änderungen der Deutschen Telekom werden kritisiert.

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Die Deutsche Telekom kündigte an, in Zukunft auch den Datenverkehr durch den Musik-Streaming-Dienst Spotify zu drosseln. Dabei beruft sie sich auf die im Vorjahr beschlossene EU-Verordnung zur Netzneutralität, deren Bestimmungen ab Ende April gelten sollen.

Dies gilt auch für User des weiterhin bestehenden, kostenpflichtigen Zusatzvertrages, der es ermöglicht, dass für die Verwendung von Spotify kein Datenvolumen abgezogen wird. Ähnliche Angebote existieren auch in Österreich.

"Zero Rate"

Als 2015 die EU-Verordnung für hitzige Diskussionen sorgte, standen unter anderem sogenannte "Zero-Rate"-Tarife im Mittelpunkt der Debatte. Diese ermöglichen es, den Datentransfer gewisser Dienste beim monatlich verbrauchbaren Datenvolumen auszuklammern. In einem ersten Entwurf der EU-Verordnung wurden solche Tarife im Sinne der Netzneutralität untersagt, dies wurde später allerdings geändert.

Dass es keine klaren Verbote gab, wurde von zahlreichen Experten kritisiert. Viele sehen darin eine Benachteiligung kleinerer Firmen oder Start-ups, da denjenigen Unternehmen eine Überholspur zur Verfügung stehe, die mehr zahlen können.

Spotify bevorzugt

Die Deutsche Telekom etwa bietet ein Sonderpaket an, bei der User für 10 Euro pro Monat den Datentransfer vom Musik-Streaming auf Spotify (Abo inkludiert) vom Gesamtverbrauch exkludieren können. Nur gewisse Funktionen oder das Laden von Album-Cover verbrauchte kleine Datenmengen. Der schwedische Streaming-Dienst zahlt der Telekom dafür Geld.

Während der von Kritikern als Bevorzugung gesehene Tarif bei diesen Kunden mit Zusatzvertrag aber weiterhin besteht und Spotify-Streaming nicht zum Inklusivvolumen zählt, wird der Dienst in Zukunft dennoch bei dessen Überschreiten gedrosselt, berichtete Golem. Dies kann dazu führen, dass Musik nicht mehr flüssig gehört werden kann und für einen weiteren Betrieb Zusatzvolumen gekauft werden müssen.

Dr. Katja Henschler von der Verbraucherzentrale Sachsen hält es für eine Farce, wenn sich die Deutsche Telekom auf die neue EU-Verordnung und Netzneutralität beruft. Da Spotify weiterhin vom Datenvolumen ausgenommen wird und erst eine ohnehin erfolgende Drosselung des Datentransfers auch diesen Dienst limitiere, hätte dies wenig mit Netzneutralität zu tun. Viel eher würde der Kunde "für dumm verkauft" werden.

Änderungen unklar

Fragwürdig ist das Vorgehen der Telekom außerdem, weil noch nicht genau klar ist, wie die EU-Verordnung schlussendlich umgesetzt wird. Derzeit arbeitet das Gremium Europäischer Regulierungsstellen für elektronische Kommunikation (GEREK) noch bis August 2016 an klaren Vorgaben.

Auch in Österreich existieren ähnliche Angebote, so bietet etwa "3" für 9,99 Euro pro Monat ein Spotify-Abo, bei dem für Musik-Streaming kein Datenvolumen abgezogen wird. Bisher ist nicht bekannt, ob es auch hier zu Änderungen kommen wird. (fps, 6.4.2016)