Ein alter Freund kommt auf Besuch. Im Mai 2015 hatte sich Jürgen Klopp aus Dortmund verabschiedet.

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Dortmund – Sentimentalitäten sind unerwünscht. Beim Wiedersehen mit Jürgen Klopp hat Borussia Dortmund jedenfalls nicht vor, in die Falle zu tappen. "Er will unsere Mannschaft und unsere Fans einlullen. Aber wir spielen nicht Fußball gegen unseren Freund Kloppo. Wir dürfen die Aggressivität nicht verlieren." Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sagt das seit Tagen und immer wieder.

Dennoch wird es etwas Besonderes, wenn der 48-jährige Klopp Donnerstag als Trainer des FC Liverpool auf der Bank im Signal Iduna Park sitzt. Natürlich auf der anderen Seite. "Das Drumherum auszublenden, dürfte schwer werden", sagt der Heimkehrer, der sieben Jahre lang extrem erfolgreich war (zwei Meistertitel). Er kennt ein Jahr nach seinem Abschied alles und jeden. "Selbst die Parkplatzwächter. Das löst bei mir ein bisschen Stress aus." Klopp besitzt noch drei Dauerkarten, "mein Sohn nutzt sie. Ich habe diesen Ort geliebt, ich habe hier einige der besten Momente meines Lebens erlebt. Aber ich hasse den Hype, den es nun um meine Person geben wird."

Ansehen und Banner

Ihn erwartet mediale Manndeckung. Dabei, sagt Klopp, habe Dortmunds Kapitän Mats Hummels die Situation perfekt beschrieben: "Unsere gemeinsame Geschichte ist viel zu groß, als dass sie durch ein Spiel gestört werden könnte." Die Klubs verbindet, dass sie sich die häufig ungeliebte Europa League zu eigen gemacht haben. Für den BVB bietet sie die Chance, den letzten fehlenden Europapokal zu gewinnen, für Liverpool, Neunter in der Premier League, ist es der einzige mögliche Weg in die Champions League. Die Fans der Borussia sind vor dem Viertelfinale zerrissen.

Unter Thomas Tuchel läuft es hervorragend, dennoch war es Klopp, der Titel, Ansehen und den Überfall-Stil nach Dortmund brachte. "Wenn die Fans ihn abfeiern, sollten sie das nach Abpfiff tun", fordert Watzke. Klopp, der sich in Liverpool "The normal one" nennt, wird die Tore seines Teams selbstverständlich bejubeln. "Sofern wir welche schießen." Die Stadt Dortmund hat eine spezielle Begrüßung vorbereitet. An drei Fußgängerbrücken hängen schwarz-gelbe Banner. "Lieber Jürgen Klopp, zu Hause aufm Platz sind Auswärtsniederlagen am besten zu ertragen."

Am Donnerstag stehen aber noch drei weitere Viertelfinalpartien auf dem Programm. In einem Primera-Division-Duell empfängt Athletic Bilbao Titelverteidiger FC Sevilla, der dritte spanische Vertreter und Rapid-Gruppengegner Villarreal hat Sparta Prag zu Gast, das im Achtelfinale Lazio Rom eliminierte. Schließlich kommt der ukrainische Vertreter Schachtar Donezk zu Sporting Braga (alle 21.05). (red, 6.4.2016)