Michaela Binder ist STANDARD-Leserinnen und -Lesern bekannt vom Blog aus Amara West. Jetzt bloggt sie weiter im Team:

Foto: Michaela Binder

Kerstin Kowarik wird Einblick in die Erforschung der prähistorischen Seeufersiedlungen am Mondsee und Attersee geben.

Foto: Kerstin Kowarik

Hans Reschreiter leitet die archäologischen Ausgrabungen im Salzbergwerk von Hallstatt.

Hans Reschreiter, Foto: NHM Wien, A.Rausch

Petra Schneidhofer ist als Geoarchäologin in Projekte in ganz Europa involviert – darunter auch Stonehenge.

Foto: Petra Schneidhofer

Aufgrund des Erfolges meines Blogs, in dem ich von den laufenden Ausgrabungsarbeiten an der archäologischen Fundstelle von Amara West im Sudan berichtete, habe ich mich entschlossen, diesen fortzuführen – jedoch in einem etwas anderen Format. Archäologie umfasst nicht nur die Feldarbeit – im Gegenteil, diese macht nur einen kleinen Teil unserer eigentlichen Tätigkeit aus. Die Fundobjekte und die Dokumentation der Fundumstände müssen wissenschaftlich ausgewertet, die Objekte versorgt und oft auch restauriert werden. Hinzu kommt die Präsentation von Ergebnissen in Form von Ausstellungen, Vorträgen oder wissenschaftlichen Veröffentlichungen.

Diese Arbeiten finden in wissenschaftlichen Institutionen, in Museen oder an Universitäten statt. Wer nun an staubige Bibliotheken und Archive denkt, irrt. Der Archäologie stehen heute zahlreiche moderne technische und wissenschaftliche Mittel und Methoden zur Verfügung, die immer detailliertere Informationen über das Leben der Menschen in der Vergangenheit liefern können. Gerade Österreich verfügt hier über ein hohes Know-how, eine Vielzahl führender Expertinnen und Experten sowie zahlreiche spannende Forschungsprojekte, über die jedoch oft sehr wenig in der Öffentlichkeit bekannt ist.

Und genau in dieses breite Spektrum an Möglichkeiten wird dieser Blog ab sofort Einblicke ermöglichen. Gemeinsam mit zwei Kolleginnen und einem Kollegen, die sich im Folgenden selbst vorstellen, werden wir abwechselnd aus dem Arbeitsalltag und über laufende Forschungsprojekte an verschiedenen wissenschaftlichen Institutionen und Museen in Österreich berichten. Darüber hinaus werden immer wieder Gastblogger über ihre Arbeiten informieren. Zu Feldarbeiten, die in den kommenden Monaten unter anderem in Hallstatt, Ephesos oder Podersdorf am Neusiedler See stattfinden werden, wird es Schwerpunkte ähnlich der Zeit in Amara West geben.

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen und freuen uns über Anregungen und Feedback! Wir, das sind:

Michaela Binder
Ich bin gelernte physische Anthropologin, jedoch durch Ausbildung und berufliche Tätigkeit von Anfang an im archäologischen Bereich angesiedelt. Nach längerem Aufenthalt in England bin ich seit 2015 am Österreichischen Archäologischen Institut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften als wissenschaftliche Mitarbeiterin angestellt, wo wir am Aufbau eines Forschungsbereichs Bioarchäologie arbeiten.

Ich bin zuständig für die wissenschaftliche Untersuchung menschlicher Skelettreste aus Projekten des ÖAI – Ephesos, Hemmaberg, Virunum – sowie aus Kooperationen mit anderen Institutionen wie dem British Museum, der Stadtarchäologie Wien und dem Wien-Museum. Diese Arbeiten steuern wichtige Informationen über zahlreiche Aspekte wie Gesundheit, Krankheit und Ernährung zur Rekonstruktion der Lebensbedingungen in der Vergangenheit aufgrund von archäologischen Funden und Befunden bei. Im Rahmen des Blogs werde ich weiter über diese Forschungen und deren Hintergründe, aber auch von kommenden Grabungsprojekten berichten.

Kerstin Kowarik
Ich bin prähistorische Archäologin, arbeite als Postdoc im Beyond-Lake-Villages-Projekt am Institut für Urgeschichte und Historische Archäologie der Universität Wien und bin auf landschafts- und umweltarchäologische Fragestellungen spezialisiert. Meine Doktorarbeit habe ich über die prähistorischen Salzbergwerke von Hallstatt geschrieben. Im Rahmen des Blogs werde ich über das internationale Forschungsprojekt "Beyond Lake Villages – Jenseits der Seeufersiedlungen" schreiben. In diesem Projekt verfolgen Forscherinnen und Forscher der Universität Wien und der Universität Innsbruck gemeinsam mit Kollegen aus der Schweiz und aus Deutschland die Frage, warum die Menschen in der Jungsteinzeit begannen, die Ufer der voralpinen Seen rund um die Alpen zu besiedeln.

In Österreich wird das Projekt von Timothy Taylor geleitet. Hier stehen der Mondsee und der Attersee im Fokus der Forschung. Warum besiedelten die Menschen in der Jungsteinzeit die Ufer dieser Seen? Wie gestalteten sie ihr Umfeld? Wie nutzten sie die umgebende Landschaft? Was war die Wirtschaftsgrundlage der Seenregion? Was waren die klimatischen Bedingungen? Eine große Bandbreite an Disziplinen wird zur Klärung dieser Fragen beitragen.

Hans Reschreiter
Ich bin Archäologe und arbeite in der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien. Seit einigen Jahren leite ich die archäologischen Ausgrabungen im Salzbergwerk von Hallstatt. Meine Forschungsschwerpunkte sind prähistorische Salzproduktion, prähistorisches Handwerk, experimentelle Archäologie und Ethnoarchäologie. In meinen Blogbeiträgen werde ich in erster Linie von unseren Forschungsarbeiten in Hallstatt berichten.

Vor 3000 Jahren war Hallstatt ein Industrie-Hotspot und der wichtigste Salzproduzent in Mitteleuropa. Die riesigen prähistorischen Salzbergwerke, aus denen Steinsalz in alle Himmelsrichtungen abtransportiert wurde, zeugen von der Bedeutung. Das Spezielle an Hallstatt ist aber nicht die Größe der alten Bergwerke, sondern die Tatsache, dass alles, was Bergleute – Männer, Frauen und Kinder – vor Jahrtausenden in den Abbaukammern zurückgelassen haben, durch die konservierende Wirkung des Salzes bis heute vorzüglich erhalten ist. Tausende Gegenstände aus Holz, Fell, Leder und Stoff haben in der Tiefe des Berges überdauert.

Dieser "Schatz" im Berg stellt eine gewaltige Herausforderung und gleichsam eine Verantwortung dar. Um mit den einmaligen Funden bestmöglich verfahren zu können, müssen sowohl für die Freilegung, Bergung und Dokumentation als auch für die Konservierung und Lagerung oft eigene Techniken entwickelt werden.

In unserem Stiegen-Blog haben wir einen dieser Sonderfunde – die älteste erhaltene Holzstiege Europas – von der Rettung über die Analyse bis zur Neupräsentation im Bergwerk begleitet. Durch die perfekten Erhaltungsbedingungen ist es in Hallstatt möglich, wesentlich tiefer in prähistorische Lebens- und Arbeitswelt einzutauchen als an vielen anderen Stellen. In diesem Blog wollen wir zeigen, wie wir den Althallstättern nachspüren und ihre Welt im engen Salzbergtal und seiner Umgebung rekonstruieren.

Petra Schneidhofer
Ich bin Geoarchäologin und arbeite zurzeit am Ludwig-Boltzmann-Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie in Wien. Dort beschäftige ich mich vor allem mit modernen Methoden wie der Geomagnetik und dem Bodenradar, der Verwendung von Luftbild- und Satellitenaufnahmen sowie 3-D-Visualisierungen zur Interpretation von großflächigen archäologischen Fundlandschaften – virtuelle Archäologie (fast) ohne Spaten, sozusagen. Ich habe in Wien Ur-und Frühgeschichte und an der University of Reading (UK) Geoarchäologie studiert und bin gerade dabei, mein Doktorat abzuschließen.

Neben meinem Studium bin ich in verschiedene Projekte in ganz Europa – darunter Stonehenge –, vor allem aber in Skandinavien, involviert. Mein Aufgabengebiet umfasst dabei nicht nur die Feldarbeit und die anschließende Auswertung der Daten, sondern auch Vorträge auf internationalen Konferenzen und das Verfassen wissenschaftlicher Publikationen. Mein Interesse gilt neben der Forschung auch der Wissenschaftskommunikation und hier besonders den Möglichkeiten der sozialen Medien – ich bin mitverantwortlich für den Social-Media-Auftritt des LBI ArchPro auf Twitter und Instagram.

In diesem Blog werde ich über die Entwicklung und den Einsatz modernster Methoden in der Archäologie, sowie vom Forschungsalltag im LBI ArchPro berichten. (Michaela Binder, Kerstin Kowarik, Hans Reschreiter, Petra Schneidhofer, 7.4.2016)