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Gianni Infantino, Fifa-Chef und ehemaliger Uefa-Chef, kommt wegen der Panama Papers unter Druck.

Foto: AP/Fernando Vergara

Die Schweizer Bundespolizei hat die Büroräume der Uefa in Nyon durchsucht, wie der Schweizer Rundfunk berichtet. Grund dafür sei ein unklarer TV-Deal des jetzigen Fifa-Chefs und ehemaligen Uefa-Chefs Gianni Infantino gewesen, der in den Panama Papers aufgetaucht sei.

Die Schweizer Beamten haben Einsicht in die Verträge zwischen der Uefa und der in den Panama Papers genannten Briefkastenfirma Cross Trading gefordert, die Uefa stellte "alle relevanten Dokumente" zur Verfügung und kündigte volle Kooperation an.

Die Berichte in den Panama Papers

In der "Süddeutschen Zeitung" erschien unter der Überschrift "Panama Papers: Die Geheimnisse des schmutzigen Geldes" eine halbseitige Zeichnung des Schweizers mit Krawatte und rotem Sakko und ein Bericht über angeblich zweifelhafte und heikle Geschäfte Infantinos während seiner Zeit bei der Uefa.

Unabhängig vom Gehalt der Vorwürfe und der inhaltlichen Bewertung wird Infantino mit Berichten konfrontiert, die ihn persönlich, seinen früheren Arbeitgeber Uefa und auch die Fifa wieder einmal in Misskredit bringen. Mit Verweis auf die Panama Papers hatte die "SZ" berichtet, dass Infantino 2006 in seiner Funktion als Direktor der Uefa-Rechtsabteilung Verträge mit einer Briefkastenfirma (Cross Trading) gezeichnet haben soll, deren Eigentümer zwei der heutigen Angeklagten im Fifa-Skandal waren. Dabei ging es um Fernsehrechte.

Die südamerikanischen TV-Rechte-Händler Hugo und Mariano Jinkis sollen mit den Verträgen damals TV-Rechte für die Champions League erworben und diese mit hohem Gewinn in Lateinamerika weiterverkauft haben.

Uefa: "Absoluter Unsinn"

Sowohl Infantino als auch die Uefa reagierten mit ungewohnt ausführlichen Stellungnahmen und teilweise drastischen Worten. In der Uefa-Zentrale am Genfer See war sogar von "absolutem Unsinn" die Rede. "Es gibt keinerlei Anzeichen für irgendein Fehlverhalten der Uefa oder von mir in dieser Angelegenheit", wurde Infantino in einer Pressemitteilung der Fifa zitiert. Die Uefa reagierte "bestürzt" auf die Medienberichte und suggerierte "nicht nur einen traurigen Tag für den Fußball, sondern auch einen traurigen Tag für den Journalismus".

Die Fifa-Ethikkommission wollte sich am Mittwoch auf Anfrage nicht zu den Berichten äußern. Nach dpa-Informationen gibt es aktuell allerdings keine Voruntersuchungen gegen den Nachfolger des gesperrten früheren Fifa-Chefs Joseph Blatter. Noch wird der zehn Jahre zurückliegende Vorgang offenbar nicht als moralisch verwerflich oder gar strafrechtlich relevant gewertet.

Infantino: Niemals persönlich verhandelt

Infantino gab an, niemals persönlich mit Cross Trading oder deren Eigentümern verhandelt zu haben. Der Bieterprozess sei damals nach einer offenen Ausschreibung der Uefa-Marketingabteilung geführt worden, ergänzte die Uefa. "Die Rechte wurden an Teleamazonas / Cross Trading vergeben, da dies der Höchstbietende auf dem Markt war", teilte die Uefa mit – sie pries ihren langjährigen Generalsekretär als "herausragendes Mitglied der Uefa-Belegschaft" und "Mann, der immer mit totaler Professionalität und Integrität agiert hat" und sprach von einer "versuchten Verunglimpfung seines Charakters und der Reputation der Uefa, für die es überhaupt keine Beweise gibt".

Einige Medien würden "die Sachverhalte falsch darstellen und die Öffentlichkeit in die Irre führen", hieß es in der Presseerklärung. Weder die Uefa noch Infantino seien wegen des erwähnten Vertrags mit den mittlerweile von der US-Justiz angeklagten argentinischen Sportrechtehändlern Hugo und Mariano Jinkis von irgendwelchen Behörden kontaktiert worden.

Vorwerfen lassen müssen sich Uefa und Infantino jedoch, dass sie zunächst falsche Auskünfte gegeben haben. Zunächst hatte die Konföderation im September 2015 gegenüber der "SZ" verneint, dass es "geschäftliche Beziehungen" mit Angeklagten im Fifa-Skandal gegeben hätte. Erst vor gut einer Woche habe die Uefa eingeräumt, dass es einen Vertrag mit der Firma von Jinkis gab. Zur Zeit der ersten Antwort habe man noch nicht "jeden unserer Tausenden von Werbeverträgen" überprüft, teilte die Uefa mit. (red, APA, dpa, 6.4.2016)