Der Wahlkampf kommt in die Mikrowellenhitzephase; die Natur der Mutigen offenbart sich. Irmgard Griss bewies, dass sie Witze verwerten kann, in ihrer Amtsvorfreude jedoch zu epischen Analysen neigt. Gefährlich! Alexander Van der Bellen wiederum zeigte auch bei ORF-Superstar Hanno Settele, dass es Zeit wird, den imaginären Schlafanzug, in dem er steckt, abzulegen. Bitte Aura und Wachheit verknüpfen.
Richard Lugner jedenfalls ist da erheblich weiter – regelrecht entfesselt mitunter. Nur seine intellektuelle Seite sollte er nicht allzu sehr ausspielen. Gelingt ihm dies ohne Wortunfälle, wird er Norbert Hofer Stimmen abknöpfen; Hofer, der hoffen muss, nicht zu platzen.
Die Rolle des Sanften mit den harten Ansichten erfordert wohl titanische Verstellungskräfte. Seine Wahlkampfpartys im Freien zeigen einen Authentisch-Gnadenlosen, der die "Invasion der Muslime" beklagt. Er hat wenig mit TV-Hofer zu tun. Kandidat Andreas Khol wirkt hingegen wahrlich echt, dies jedoch ist sein Problem. Er sollte von Hofer lernen und das Gestrenge in sich begraben.
Rudolf Hundstorfer kommt nicht furchteinflößend rüber; sein Defizit wäre eher als Gelassenheit, die als Indifferenz und Lethargie rüberkommt, zu definieren. Ebenfalls gefährlich! Zumal die wahren Prüfungen noch ausstehen.
Womöglich wird es bei allen Kandidaten eng und folglich ein Besuch bei "Willkommen Österreich" unausweichlich. Womöglich bleibt nur noch Hymnensingen mit Russkaja als Wählermotivation oder ein Verzweiflungsbesuch bei Peter Rapp ("Brieflos-Show"), wo Vorsicht geboten ist. Rapps Motto schließlich: "Wenn einer ein Trottel ist, gebe ich ihm die Chance, es zu zeigen." (Ljubiša Tošić, 6.4.2016)