Bregenz – Am Donnerstagmorgen trat der Kontrollausschuss des Landtags zur Causa Hypo Vorarlberg zusammen. Als Auskunftspersonen geladen waren der scheidende Hypo-Vorstand Michael Grahammer und sein Vorgänger Jodok Simma.

Grahammer hatte wenige Stunden vor der Sitzung seinen Rücktritt bekanntgegeben. Wurden die Mehrheitseigentümer – das Land Vorarlberg hält 76 Prozent der Hypo – von der Entscheidung Grahammers überrascht? Landeshauptmann Markus Wallner (VP) bemerkte diesbezüglich kurz vor Beginn des Kontrollausschusses zum STANDARD: "Wir hatten gestern Nachmittag ein längeres Telefongespräch, Grahammer hat mir mitgeteilt, dass er den Vorsitz nicht mehr machen möchte."

Mit politischer Einflussnahme habe die Entscheidung nichts zu tun, sagte Wallner, der die Offshore-Geschäfte der Landesbank sehr kritisch sieht. Wallner: "Ich respektiere die Entscheidung, bedauere sie aber auch. Denn das Unternehmen hat unter Grahammers Führung eine wirklich gute Entwicklung gemacht."

Regionalbank für Exportindustrie

Aus der Volkspartei ist aber auch Murren zu hören. Die Landesregierung wolle die Hypo Vorarlberg wieder als kleine Regionalbank sehen, sagen Kritiker. Wallner: "So ein Vorwurf ist weder für die Vergangenheit berechtigt noch für die Zukunft. Die Hypo war immer eine Regionalbank mit einer mittelständisch strukturierten Industrie dahinter, die weltweit operiert."

Diese grundsätzliche Ausrichtung widerspreche internationaler Tätigkeit nicht: "Wir sind seit Jahrzehnten ein Riesenexportland, das Unternehmen Hypo ist da mitgewachsen. Das soll auch so bleiben." Hauptaufgabe der Hypo sei die Finanzierung von Wirtschaft und Haushalten.

Kennst du deinen Kunden?

Ende des Monats werde der Aufsichtsrat zusammentreten, man werde den Vorstandsvorsitz ausschreiben und über die Offshore-Geschäfte entscheiden. Wallner: "Es geht bei diesen Geschäften immer um die Kernfrage aller Fragen: Kennst du kennst deinen Kunden und die dahinterstehenden Zusammenhänge?" Den Liechtensteiner Treuhänder zu kennen sei zu wenig.

Zweifelt Wallner, dass die Hypo ihre Kunden gekannt hat? Wallner: "Das Unternehmen hat dem Aufsichtsrat gegenüber immer klargestellt, dass es die wirtschaftlich Berechtigten kenne." Wem gehört nun die ominöse russische Luxusyacht, deren Bau die Hypo abgewickelt hat? Wallner: "Da muss man die Bank fragen, in Einzelkundenbeziehungen habe ich keinen Einblick." (Jutta Berger, 7.4.2016)