Geschichten über Menschen, die die Reißleine gezogen – oder sich für eine gewisse Zeit anderen Projekten gewidmet haben, finden sich zuhauf: Der Manager, der nun Gärtner ist, die Lehrerin, die nun endlich einen Fotokurs macht. Oder der Young Professional, der den Fixjob kündigt, weil er sich einfach nicht richtig anfühlt.

Aber ist der 650. Buchsbaum gepflanzt, sämtliche Idylllandschaften abfotografiert oder treten die negativen Seiten der Arbeitslosigkeit zu Tage, sehnt sich so manch einer wieder nach einer Fixstelle. Aber dafür muss man Personalern erstmal erklären, was man ein Jahr lang gemacht hat. Wie das geht?

Auf Zeit raus aus dem Hamsterrad? Ja, aber bitte gut erklären.

Kenntnisse erworben

Zunächst sei es wichtig, möglichst offen mit Werdegängen umzugehen, rät Christoph Krelle in der ZEIT Online. "Denn jede Lücke hat eine positive Seite." Wer etwa ein Sabbatical genommen hat und in dieser Zeit durch die USA gereist ist, könne betonen, er habe dabei seine Englischkenntnisse verbessert. "Die Pflege eines Familienangehörigen zeugt von emotionaler und sozialer Kompetenz."

Das Gleiche gelte für Erziehungszeiten von Kindern. "Und wer die Arbeitslosigkeit genutzt hat, um sich selbst ein bisschen mehr zu verstehen, kann stolz auf die Ergebnisse seiner Selbstfindung blicken", schreibt Krelle.

Mit Storytelling zum Job

Er empfiehlt, bereits ein Anschreiben "positiv zu gestalten": "Am besten ist es, wenn er ihre Persönlichkeit selbst darstellt – in Form einer Story." Das würde bei den Empfängern nicht nur kognitive, sondern auch emotionale Effekte bewirken. "Damit bleibt sie potentiellen Auftraggebern länger im Gedächtnis."

Eine berufliche Auszeit kann im Lebenslauf "Selbstfindungsphase" oder "Berufsorientierung" heißen.
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Auch Bewerbungsberaterin Maja Skubella sagt: "Mit einer persönlichen Geschichte werden Emotionen geweckt. Ein gutes Storytelling-Anschreiben begeistert den Leser, den Entscheider, Personaler oder Fachverantwortlichen, weil es einfach menschelt und der Personaler ein besseres Bild von dem Bewerber bekommt."

Gute Geschichten

Zunächst solle man sich dafür selbst, "den Bewerber", als Protagonisten einführen. Was sind seine Stärken, was zeichnet ihn aus? Warum bewirbt er sich für die ausgeschriebene Stelle? Und welche Qualifikationen bringt er dafür mit?

Im zweiten Abschnitt – in Krelles Analogie der Höhepunkt der Geschichte, an dem die Figur ihren Tiefpunkt erreicht – erfährt der Leser von der Lücke im Lebenslauf. "Hier sind Emotionen erwünscht, damit die Lösung des Konfliktes – also das persönliche Ergebnis der beruflichen Auszeit – im direkt anknüpfenden Schlussteil ein positives Bild hervorruft", schreibt Krelle. Wer dabei übertreibe, ernte mit Sicherheit eine zweifelhafte Resonanz. "Darum sollte das Anschreiben gut durchdacht sein. Hilfreich ist, den Text von einer Person des Vertrauens noch einmal prüfen zu lassen."

Im Vorstellungsgespräch kann man nochmals nachlegen.
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Von "Selbstfindungsphasen"

Sei die berufliche Auszeit länger her, genüge es, diese nur im Lebenslauf zu erwähnen. "Eine besondere Geschichte im Anschreiben ist überflüssig, schließlich gehört sie dann der Vergangenheit an", sagt Krelle.

In jedem Fall mache es Sinn, eine größere Lücke im Lebenslauf mit einem passenden Schlagwort wie zum Beispiel "Selbstfindungsphase", "Berufsorientierung" oder "Bildungsreise" zu benennen. "So bekommen die Personalverantwortlichen einen Hinweis darauf, welchen Wert diese Zeit für den Bewerber hatte. Eine diesbezügliche Nachfrage im Vorstellungsgespräch ist nur vorteilhaft. So kann der Bewerber seine Story noch einmal persönlich erzählen – und in der finalen Auswahl mit Soft Skills punkten."

Vorhang auf: Beim Storytelling wird die Bewerberin oder der Bewerber zum Protagonisten seines Werdeganges.
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Bewerbungsberaterin Skubella beschreibt vier Schritte zum Storytelling-Anschreiben:

Schritt 1: Die Stelle und das Unternehmen genau analysieren. Wie sieht das Stellenprofil aus? Was wird gefordert? Es gelte auch, sich mit der Produktpalette des anvisierten Unternehmens auseinanderzusetzen und sich die Webseite anzusehen. Wie ist diese gestaltet, gibt sich der Arbeitgeber eher jugendlich modern oder traditionell?

Schritt 2: Danach gelte es, sich den eigenen Lebenslauf ganz genau anzusehen; nicht nur die beruflichen Etappen, sondern auch die privaten. Manchmal liegt der Aufhänger einer guten Geschichte in einem Hobby oder Engagement, sagt Skubella.

Schritt 3: Die Gedanken einfach aufschreiben – ohne bestimmte Struktur. Geburtshelfer könne auch ein Freund oder ein Familienmitglied sein, der oder das gute Fragen stellt.

Schritt 4: Zuletzt sollte man eine Reihenfolge bestimmen, die festlegt, wie die wichtigen Geschichtsetappen miteinander verbunden werden. (lib, 8.4.2016)