Brüssel – Der mutmaßliche Paris-Attentäter Salah Abdeslam wird nach Aussage seines Anwalts zunächst noch einige Wochen in Belgien bleiben, bevor er an die französische Justiz überstellt wird. "Er wird in einigen Wochen nach Frankreich ausgeliefert (...), er muss vorher noch in einer anderen Sache befragt werden", sagte Abdeslams Anwalt Sven Mary am Donnerstag in Brüssel.

Der Anwalt bezog sich damit auf eine Schießerei am 15. März im Brüsseler Stadtteil Forest. Polizeibeamte hatten damals im Zusammenhang mit den Attentaten von Paris am 13. November eine Wohnung durchsuchen wollen. Drei Männer eröffneten das Feuer auf die Polizisten. Zwei der Männer konnten fliehen, einer wurde von den Beamten erschossen.

Die Polizei vermutet, dass es sich bei einem der Geflüchteten um Abdeslam handelte. Seine Fingerabdrücke wurden in der Wohnung in Forest gefunden. Drei Tage später nahm die Polizei Abdeslam im Brüsseler Stadtteil Molenbeek fest.

Anwalt: Keine Verbindung zu Brüssel-Anschlägen

Mary sagte, dass sein Mandant nicht im Zusammenhang mit den Anschlägen in Brüssel vom 22. März verhört werden solle. Bei Anschlägen auf den Flughafen und eine U-Bahnstation in Brüssel hatten islamistische Selbstmordattentäter 32 Menschen mit in den Tod gerissen.

Der 26-jährige Abdeslam wird verdächtigt, an den Attentaten von Paris am 13. November 2015 beteiligt gewesen zu sein, bei denen 130 Menschen getötet wurden. Am 31. März hatte ein belgisches Gericht entschieden, dass Abdeslam nach Frankreich ausgeliefert werden kann. Zurzeit befindet sich Abdeslam in einem Gefängnis in der belgischen Stadt Brügge.

"Mann mit dem Hut" weiter flüchtig

Die belgischen Ermittler suchen indes nach dem flüchtigen Flughafenattentäter – dem "Mann mit Hut" – mit neuen Bildern. Wie belgische Medien am Donnerstag berichteten, hat die Staatsanwaltschaft einen Teil der Route rekonstruieren können, die der noch nicht identifizierte Mann nach den Selbstmordanschlägen vom Flughafen Zaventem zurückgelegt hat. Der "Mann mit Hut" ist auf dem Bild einer Flughafen-Überwachungskamera auf der rechten Seite zu sehen, neben den beiden Attentätern, die sich kurz später in der Ankunftshalle in die Luft sprengten. Die Staatsanwaltschaft gab nun weitere Bilder frei.

Zuletzt sei der Mann am 22. März um 9.50 im Stadtteil Schaerbeek von einer Kamera gefilmt worden, berichtete der flämische Sender VRT. Die beiden Explosionen auf dem internationalen Flughafen von Brüssel fanden am selben Tag gegen 8.00 Uhr früh statt. Die belgischen Behörden suchen nun nach Augenzeugen, die den Terrorverdächtigen gesehen haben. (APA, 7.4.2016)