"Trackmania Turbo" ist für Windows, Xbox One und PlayStation 4 erschienen.

Screenshot: Trackmania Turbo
Screenshot: Trackmania Turbo
Screenshot: Trackmania Turbo
Screenshot: Trackmania Turbo
Screenshot: Trackmania Turbo
Screenshot: Trackmania Turbo
Screenshot: Trackmania Turbo
Screenshot: Trackmania Turbo

"The temperature is rising up, up – so hot. And I'm burning down." Kurve, Kurve, Boost, Looping, Tunnel, Sprung. Repeat. "Pyromania, Pyromania-oow, Pyromania, a-a-a-oow...". Es ist einige Jahre her, da saß ich mitten im Sommer vor meinem Gaming-Laptop, starrte mit ehrgeizigem Blick auf dessen Display und betätigte mit einer Mischung aus Verve und beinahe zärtliche Behutsamkeit die Pfeiltasten. 22 Sekunden, 13 Hundertstel. Wieder an den Top 3 vorbei.

Während im Hintergrund Cascadas monotoner, aber leider sehr einprägsamer, Song immer und immer wieder aus den Boxen erklang – der Serveradmin hatte keine anderen Werke in der Playlist – ärgerte ich mich grün und blau, wieder irgendwo am Start die entscheidenden paar Sekundenbruchteile liegen gelassen zu haben. Das Spiel hieß "Trackmania" – welcher der mittlerweile zahlreichen Teile des Games es war, könnte ich nicht mehr mit Sicherheit sagen.

Mit "Trackmania Turbo" hat Hersteller Nadeo nun unter Schirmherrschaft von Ubisoft einen neuen Teil auf Xbox One, PlayStation 4 und Windows ins Rennen geschickt. Zeit den Rennfahrerhelm wieder anzuziehen und mal wieder eine Runde zu drehen.

"Realismus"

Eine Solokarriere schickt den Spieler über verschiedene Strecken auf die Jagd nach Mindestbestzeiten. Ein Modus, der sich besonders für Neulinge und Eingerostete eignet, sich mit der Steuerung und vor allem der Fahrphysik bekannt zu machen. Kontrolliert wird der eigene Wagen mit vier Tasten, was selbsterklärend sein dürfte.

Physikalisch bemüht sich das Spiel wie immer, so viel Realismus zuzulassen, wie ein Arcade-Rennspiel mit Tendenz zu wahnwitzigem Streckendesign es eben verträgt. Und in der Tat, man hat auch bei Loopings oder Überkopf-Fahrten stets das Gefühl, so etwas wie ein Auto zu lenken. Und zwar ein sehr schnelles mit Reifen, von denen Formel 1-Rennställe bislang nur träumen können.

Grafisch erscheint "Trackmania Turbo" einen Tick realistischer als frühere Teile und leiht sich gleichzeitig etwas den Stil verwandter Games aus früheren Jahrzehnten. Als "Urvater" des Genres an sich lässt sich übrigens "Stunt Car Racer" der einstigen Spieleschmiede MicroProse identifizieren, die Autos im 2016er-Ableger sehen jenen aus dem Klassiker nicht ganz unähnlich.

Ebenfalls alleine angehen kann man auch einzelne Herausforderungen, die von anderen Spielern hochgeladen wurden. Doch das Game ist primär nicht dafür gedacht, solo auf den teils wahnwitzigen Strecken zu rasen.

Ubisoft US

Flotte Online-Rennen

Was "Trackmania" groß gemacht hat und weiterhin groß macht, ist die einfache Multiplayer-Wettfahrt. Auf diversen Servern (oder lokal im Splitscreen mit maximal vier Teilnehmern) lässt es sich gegen andere Spieler antreten, wobei keine Rennen im klassischen Sinne gefahren werden. So lange die Zeit läuft, kann jeder auf dem aktuellen Kurs (auf dem Start und Ziel üblicherweise getrennt sind) versuchen, eine Bestzeit aufzustellen.

Dabei sieht man auch anderen Fahrern beim Scheitern und Gelingen zu, ihre Autos sind transparent und man kollidiert nicht mit ihnen. Wer sich gut schlägt, wird nach Ende des Countdowns in den drei Rangstufen (Bundesland, Land, Global) befördert. Gleichzeitig kann man sich auch per Chat mit anderen Spielern unterhalten – wie damals zeigt die "Trackmania"-Community dabei meist ein sympathisches Gesicht.

Der Weg zur Spitze auf dem Asphalt ist immer zuverlässig der selbe: Man crasht mit seinem Auto so lange in unerwartet enge Kurven oder befördert es mit schlecht getimten Sprüngen ins "Gemüse", bis man die Strecke einigermaßen auswendig gelernt hat. Ab dann entscheidet erst hauptsächlich die eigene Fahrkunst. Die Jagd nach immer besseren Platzierungen vermag dabei lange zu motivieren, was auch an der Streckenvielfalt liegt.

Stück für Stück zur Wahnsinns-Strecke

"Trackmania Turbo" bringt, ganz in der Tradition der Serie, einen Trackbuilder mit, mit dem man selbst mehr oder weniger irre Kurse zusammenstellen und mit dem Rest der Welt teilen kann. Freilich kann man online auch auf die eine oder andere verkorkste Herausforderung stoßen, externes Feedback kann aber leicht eingeholt werden, denn nach jeder Runde können Spieler auf einem Server angeben, ob ihnen die Strecke gefallen hat, oder nicht.

Der Editor selbst ist mächtig, allerdings nicht sonderlich gut zu bedienen. Hier merkt man als PC-Spieler, dass das Rennspiel eigentlich eine portierte Konsolenversion ist. Immerhin, Streckenteile, die nicht zum zuletzt gelegten Abschnitt passen, werden automatisch ausgegraut. Nichtsdestotrotz ist einige Einarbeitung von Nöten, ehe man mehr zustande bringt, als einfache, flache Kurse.

Altes Rezept, öder Sound

Während "Trackmania Turbo" in Sachen Soundeffekten solide Unterhaltung bietet, kann man das von der musikalischen Begleitung leider nicht sagen. Gar sehr belanglos utz-utz-utzen verschiedene sehr basslastige Titel im Hintergrund vor sich hin. Der Rhythmus mag es erleichtern, sich auf die Steuerungsabfolge einer Strecke zu konzentrieren, zur Stimmung tragen die Songs kaum etwas bei.

Ein Manko, das sich leicht beheben lässt. Ganz im Gegensatz zu der Tatsache, dass die größte Stärke des neuen "Trackmania" auch sein größtes Problem ist. Das Game bietet im Kern alles, was man schon von den bisherigen Sprösslingen der Reihe kennt. Mehr allerdings nicht, wenn man von ein paar (scheinbar) neuen Bauelementen und dem grafischen Fortschritt absieht.

Fazit

Der letzte große Release der Serie ist fünf Jahre her. Bedenkt man, dass der Titel mit 40 Euro billiger ist, als viele jährliche Sportspiel-Ausführungen, die ebenfalls selten große Neuerungen mitbringen, machen Fans sicherlich keinen Fehler, wenn sie zuschlagen. Wer die Reihe kennt und nicht unbedingt mehr vom Gleichen haben muss, verpasst aber auch nicht all zu viel.

Für sich allein stehend ist "Trackmania Turbo" ein sehr zugänglicher Arcade-Racer, der dank des Onlinemodus und Strecken aus der Community lange unterhalten kann. Zumindest wenn man die seichte Spielmusik abdreht und auf Songs des eigenen Geschmacks zurückgreift. Statt Cascada gibt bei mir nun Megadeth den Takt vor. (Georg Pichler, 17.04.2016)

Roadrunner Records