Damit weder Beruf noch Studium – und oft auch die Familie – zu kurz kommen, braucht es ein gutes Zeitmanagement der Studierenden.

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Wien – Vier von zehn Fachhochschulstudierenden in Österreich wählen ein berufsbegleitendes Studium, Tendenz steigend. Damit weder Beruf noch Studium – aber oft auch die Familie – zu kurz kommen, braucht es ein gutes Zeitmanagement der Studierenden. Doch auch die Fachhochschulen tun vieles, um ein berufsbegleitendes Studium zu erleichtern. So wurden am Managementcenter Innsbruck (MCI) die Semesterzeiten verlängert – damit ein berufsbegleitendes Studium auch einem Vollzeitstudium entspricht. Das Studium beginnt dort üblicherweise im September mit verkürzten Semesterferien im Februar und reicht bis in den Juli hinein.

Manche berufsbegleitenden Angebote zeichnen sich wiederum durch einen hohen E-Learning-Anteil aus. Präsenztage sind großteils an Abend- und Wochenendterminen geblockt.

Duales Studium

In den letzten Jahren haben sich die Fachhochschulen aber teils sehr unterschiedliche Wege überlegt, wie Studium und Beruf am besten vereinbar sind. Eine noch nicht so oft angewendete Form ist das duale Studium. An der FH St. Pölten wird das Bachelorstudium Smart Engineering of Production Technologies and Processes so organisiert: Über die üblichen Praktika hinaus sind Studierende hier in Projekte in Unternehmen involviert, ab dem dritten Semester jedes Semester zwei Monate lang. Die einzelnen Semester stehen unter einem Thema, beispielsweise "digitale Fabrik". Diese werden zuerst theoretisch beleuchtet und dann praktisch umgesetzt.

Meist sind die Studierenden immer beim selben Unternehmen – bei bereits Berufstätigen beim jeweiligen Arbeitgeber. "Firmen und die Fachhochschule bilden gemeinsam aus. Das ist ähnlich wie bei einer Lehre durch Unternehmen und Berufsschulen, nur hier auf Hochschulniveau. Damit verbindet der Studiengang Studium und Beruf noch enger als herkömmliche berufsbegleitende Studiengänge", sagt der Studiengangsleiters Franz Fidler.

Längere Studiendauer

Relativ neu ist auch, dass einige berufsbegleitende Angebote mit einer längeren Gesamtstudiendauer angeboten werden – meist beträgt diese sieben statt sechs Semester.

An den meisten FHs nehmen die berufsbegleitenden Angebote vor allem im Masterstudium zu. An der FH Technikum Wien sind 70 Prozent der angebotenen Masterstudien berufsbegleitend, an der Fachhochschule des bfi Wien werden sogar alle Masterstudien berufsbegleitend angeboten. Der massive Ausbau ist eine Reaktion der über die Jahre stark angestiegenen Nachfrage dieser Angebote – beispielsweise weil Studierende nach dem Praktikum im letzten Semester ihres Bachelorstudiums voll ins Berufsleben einsteigen können und möchten. Wer zu Studienbeginn noch keine Stelle vorweisen kann, hat meist mehrere Wochen Zeit, dem nachzukommen. Manche FHs kontrollieren allerdings nicht, ob Berufstätigkeit vorliegt.

Auch Berufstätigkeit heißt nicht immer das Gleiche: Viele arbeiten projektbezogen, auf selbstständiger Basis oder haben Teilzeitjobs – nicht immer geht das Studium einher mit einem fachspezifischen Job. Die unterschiedliche Berufstätigkeit stellt die FHs vor neue Aufgaben bei der Weiterentwicklung der Studienangebote. Ziel ist es, dass Studierende ihre vielfältigen Erfahrungen in die Seminare einbringen und konkrete Problemstellungen aus der beruflichen Praxis bearbeiten.

Neben dem Job

Das berufsbegleitende Studienangebot wird auch von den Kooperationspartnern in der Wirtschaft geschätzt. Mitarbeiter erhalten eine akademische Aus- und Weiterbildung neben dem Job und bearbeiten im Idealfall während des Studiums aktuelle Projekte aus dem Unternehmen. So soll parallel zum Studium ein unmittelbarer Wissenstransfer und Benefit für den Arbeitgeber stattfinden, wenn dieser den Betroffenen dafür Freiraum einräumt.

Was zu kurz kommt, liegt auf der Hand: Ein Auslandssemester geht sich bei Job und Studium meistens nicht aus. Die Internationalisierung findet also zu Hause statt. Etwa über englischsprachige Seminare oder projektbezogene Kooperationen mit Hochschulen im Ausland.

Dass der Anteil ausländischer Studierender gering ist, überrascht nicht: Studierende aus Drittstaaten und aus Kroatien unterliegen dem Ausländerbeschäftigungsgesetz und benötigen für eine Beschäftigung in Österreich, auch für eine geringfügige, eine Beschäftigungsbewilligung. Diese muss vom Arbeitgeber beim Arbeitsmarktservice beantragt werden – ein bürokratischer Aufwand, vor dem viele Arbeitgeber zurückschrecken. Im Bachelorstudium dürfen Drittstaatsangehörige bis zu zehn Wochenstunden, im Master bis zu 20 Wochenstunden arbeiten, ohne dass eine Arbeitsmarktprüfung nötig ist. Bei dieser wird geprüft, ob für die angestrebte Stelle keine andere geeignete Arbeitskraft am heimischen Arbeitsmarkt verfügbar ist. (Lara Hagen, 11.4.2016)