Nationalteamspieler Thomas Klepeisz kann den Titel mit Güssing nicht mehr verteidigen.

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Wien/Eisenstadt – Der österreichische Sport ist um ein trauriges Kapitel reicher: Dem zweifachen österreichische Basketball-Meister, den Güssing Knights, wurde am Freitag von der Bundesliga (ABL) die Lizenz entzogen. Über die Ökostadt Güssing Sport GmbH, deren Gesellschafter der Verein ist, wurde ein Konkursverfahren auf Antrag der burgenländischen Gebietskrankenkassa eröffnet. Das wird aber wohl mangels Masse abgewiesen werden.

"Jammern hilft nicht. Ich bin schuld. Es wäre aber auch anders gegangen, davon bin ich überzeugt", sagt Güssings Obmann Reinhard Koch. Die unmittelbaren Folgen: Die Knights scheiden nach 33 von 36 Spieltagen aus der Zehnerliga aus. Sämtliche Ergebnisse des laufenden Spieljahrs werden annulliert. Güssing war bis dato mit 29 Siegen und nur vier Niederlagen klarer Tabellenführer. Die ersten acht Mannschaften gehen ins Playoff, der bisher abgeschlagene Tabellenletzte UBSC Graz ist Neunter und muss daher keine Relegation bestreiten.

Schärfere Lizenzbestimmungen

Die Verbindlichkeiten belaufen sich auf mehr als 250.000 Euro. Laut Koch wird es keine Quote für die Gläubiger geben, "weil kein Vermögen mehr da ist. Das tut mir persönlich am meisten weh." Der Verein will weiter bestehen, hat rund 100 Kinder im Nachwuchs, im Herbst soll es einen Neustart in der zweiten Bundesliga geben. ABL-Präsident Karl Schweitzer: "Wir waren zu gutgläubig. Koch hat sich finanziell so übernommen, dass der Masseverwalter gar keinen Spielraum hatte."

Andere Vereine werfen der ABL vor, dass man den finanziell notleidenden Güssingern zu lange zugeschaut habe. Die ABL will die Lizenzbestimmungen verschärfen. "Damit werden auch andere Vereine große Probleme bekommen. Gibt man ihnen eine Chance oder haben wir bald eine Liga mit nur mehr sechs Teams?", fragt sich Koch selbst.

Problem für Güssing, Problem für die Spieler

Insolvent ist auch das Technische Büro des Ökoenergie-Pioniers und dessen Biogas Güssing GmbH. Diesbezügliche Forderungen will der 56-Jährige bedienen. Für seinen Basketballverein hätte er sich einen längerfristigen Sanierungsplan gewünscht. Zwei Ausfälle großer Sponsorenverträge nahm man als schweren Rucksack aus dem Vorjahr mit. Im Europacup war Güssing Österreichs Aushängeschild, verpasste im Winter nur knapp das Achtelfinale. Wenn man in dieser Saison von Beginn weg kürzer getreten wäre? Koch: "Das hätte nichts geändert. Im Europacup haben wir Geld verdient, hätten aber mehr Zeit gebraucht."

Durch den Exit verlieren andere Bundesligisten Punkte, da deren Siege gegen Güssing nicht mehr gewertet werden. Für Petar Stazic, Manager des BC Vienna (vier Punkte Abzug), ist das "ein Skandal". Für die Nationalteamspieler der Knights (Lanegger, Klepeisz, Koch), endet die Saison frühzeitig, das ist keine perfekte Vorbereitung auf die EM-Quali im Sommer. Für Verbandspräsident Hubert Schreiner ist das "nicht optimal, aber auch kein Drama." Güssing ist jedenfalls nach zehn Jahren in der Bundesliga Geschichte. 2014 wurden die Knights erstmals Meister, 2015 holten sie das Double aus Meisterschaft und Cup. Koch sagt: "Unsere Erfolge nimmt uns niemand mehr weg." (Florian Vetter, 8.4.2016)