Ein primitives Haus in Bestlage am Attersee und "eine Art Anleitung zur Autonomie": Manfred Grübls und Werner Schrödls "one day home" (2012).


Foto: Grübl/Schrödl

Wien – Der Bauwagen von Peter Lustig in der 1980er-Kindersendung Löwenzahn war quasi ein Vorläufer der Tiny-House-Bewegung: Insbesondere in den USA sind die kleinen, manchmal mobilen Wohneinheiten Trend. Es geht um ein ökologisch motiviertes Gesundschrumpfen, um das Führen eines simpleren Lebens. In Österreich, wo die Frage der Zersiedelung gleichzeitig eine heikle ist, wird die ungebrochene Sehnsucht nach dem trauten Eigenheim, sei es noch so klein, daher stets auch mit Argwohn betrachtet.

Beim Ruf nach mehr Wohnraum wird es also schnell, nicht erst durch die derzeit dringliche Notwendigkeit Wohn- und Schlafraum für Flüchtlinge zu schaffen, politisch. Denn der Wunsch nach Behausung trifft sich mit dem ureigensten Begehr nach Rückzugsmöglichkeit und – freilich – dem Bedürfnis nach Schutz.

Und schon ist man mittendrin in der Utopie Wohnraum, einer kleinen Gruppenschau in der Wiener Galerie Bechter Kastowsky: Um das nicht als Grundrecht verankerte Recht auf Wohnen geht es im kecken 48-Stunden-Projekt one day home von Manfred Grübl und Werner Schrödl: Angeregt durch das auf osmanischem Gewohnheitsrecht basierende Gecekondu-Gesetz für "über Nacht"-Gebautes, zimmerten sie eine Behausung und setzten ihr provokantes "Darf-das-Stehenbleiben?" später auch am See aus.

Träume sind Schäume, das gilt erst recht für Lorenz Estermanns Papp-Sperrholz-Paradiese: Seine von Bushäuschen oder Kiosken inspirierten Boxen wollen nichts anderes sein als Modelle. Fritz Panzers dreidimensionale Drahtzeichnungen rücken hingegen vertraute Räume in den nicht greif- oder nutzbaren Bereich. Und Aldo Gianotti bringt pervertierte Architekturwünsche karikaturesk zu Papier. (kafe, Album, 8.4.2016)