N'Djamena – Idriss Déby Itno weiß, wie man hart durchgreift. Seit 25 Jahren ist er Präsident des Tschad, doch im Herzen ist er ein Mann der Armee. Unter ihm hat sich der zentralafrikanische Staat zu einer regionalen Militärmacht gemausert, die auch die Anerkennung des Westens genießt. Daher fühlt sich Déby bei der Präsidentschaftswahl am Sonntag des Sieges sicher.

Die Soldaten des Tschad gelten als gut ausgebildet und gefürchtet. Seit Anfang 2015 sind sie federführend im Kampf gegen die islamistische Terrorgruppe Boko Haram, die seit 2009 mehr als 14.000 Menschen in Nigeria und den angrenzenden Gebieten des Tschad, im Niger und in Kamerun getötet hat. Im Tschad sind die Extremisten vor allem in der Region um den Tschadsee aktiv. Einige Selbstmordattentäter konnten jedoch bis in die Hauptstadt N'Djamena vordringen.

Déby, der als Jugendlicher eine Offiziersschule besuchte und anschließend in Frankreich zum Kampfpiloten ausgebildet wurde, hat seine Streitkräfte erfolgreich in der Zentralafrikanischen Republik und in Mali eingesetzt. Mithilfe militärischer Diplomatie will der 64-Jährige politische Bündnisse konsolidieren und damit für die fehlende Legitimität seines Regimes wettmachen. Denn unter den knapp 13 Millionen Einwohnern des von Armut gebeutelten Landes findet er immer weniger Unterstützung.

Wirtschaftskrise

Trotz seines Reichtums an Gold, Uran und Öl gehört der Tschad nach Angaben der Vereinten Nationen zu den fünf ärmsten Ländern der Welt. Die Bedrohung durch Boko Haram hat den Handel mit den wichtigsten Wirtschaftspartnern Nigeria und Kamerun stark eingeschränkt. Als dann noch der globale Ölpreis verfiel, stürzte das Land in eine schwere Wirtschaftskrise. So musste Débys Regierung im vergangenen Jahr ihr Budget kürzen, während Lebenshaltungskosten und Arbeitslosigkeit stiegen.

Doch Déby will auch nach einem Vierteljahrhundert an der Macht bleiben. Bei der Abstimmung am Sonntag wird der Sohn eines Hirten als Spitzenreiter gegen 13 Kandidaten antreten. Beobachter erwarten, dass Déby wie in Vorjahren bereits im ersten Durchgang die absolute Mehrheit erhält. Selbst seinem stärkstem Konkurrenten Saleh Kebzabo, Anführer der größten Oppositionspartei, werden kaum Chancen zugeschrieben.

Déby kam Ende 1990 durch einen Putsch an die Macht und wurde drei Monate später zum Präsidenten gekürt. Wahlen in den Jahren 1996 und 2001 bestätigten ihn im Amt, doch internationale Beobachter prangerten Unregelmäßigkeiten an. Vier Jahre später veranlasste er einen Volksentscheid, um die Beschränkung des Präsidentenamts auf zwei Amtszeiten aufzuheben. Fast 80 Prozent der Wähler billigten die Verfassungsänderung, doch die Opposition boykottierte daraufhin die Präsidentenwahlen in den Jahren 2006 und 2011.

Gewalttätige Unruhen drohen

Auch im Vorfeld dieser Abstimmung hat die Opposition Déby der Fälschung des Wählerverzeichnisses bezichtigt. Anführer von Demonstrationen gegen Débys Machterhalt wurden festgenommen. Während seiner Amtszeit sollen immer wieder Oppositionelle bedroht, verhört, entführt und gefoltert worden sein.

Mittlerweile ist der Unmut so groß, dass ein Wahlerfolg Débys zu gewalttätigen Unruhen führen könne, warnt Thibaud Lesueur, ein Analyst der Forschungsgruppe International Crisis Group: "Langfristig gesehen ist die größte Bedrohung für den Tschad nicht Boko Haram, sondern eine nationale politische Krise, die fruchtbaren Boden für Gewaltakteure einschließlich Jihadisten schaffen würde." (Kristin Palitza/dpa, 8.4.2016)