Wien/Berlin/Moskau – Der russische Rockerclub "Nachtwölfe" hofft bei seiner geplanten Motorradtour von Moskau nach Berlin auf mehr Entgegenkommen als im Vorjahr. "Wir fürchten uns nicht vor Schwierigkeiten, sind aber auf Provokationen gefasst", sagte Organisator Andrej Bobrowski am Freitag der Agentur Ria Nowosti in Moskau. Die Tour nach Berlin solle den Vormarsch der Roten Armee 1945 nachzeichnen.

Die Zahl der Teilnehmer gab Bobrowski mit 40 an, zudem würden bis zu 60 Sympathisanten erwartet. Der kremlnahe Motorradclub habe die nötigen Dokumente beisammen. "Wir haben schon alle Schengen-Visa", sagte Bobrowski. Die Fahrt soll vom 29. April an unter anderem durch Österreich nach Berlin führen, wo sie am 9. Mai endet. Die Teilnehmer sehen die Tour als Würdigung der Kämpfer, mit der sie den Sieg der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg feiern.

Im letzten Jahr haben die Rocker in Wien vor dem Heldendenkmal der Roten Armee am Schwarzenbergplatz einen Kranz niedergelegt. Wann die "Nachtwölfe" dieses Jahr in Wien sein werden, ist den Behörden bisher noch nicht bekannt.

Bei der Fahrt im vergangenen Jahr hatten Berliner Behörden die Visa mehrerer Mitglieder der "Nachtwölfe" annulliert und damit deren Einreise verhindert. Die martialische Tour leiste keinen Beitrag zur Stärkung der deutsch-russischen Beziehungen, hieß es unter anderem zur Begründung. Zudem hatte die Fahrt vergangenes Jahr auch in Osteuropa für heftige Proteste gesorgt. So verweigerten Polen und mehrere andere Länder den Bikern die Einreise.

Bobrowski sprach von einer friedlichen Absicht. "Wir möchten den europäischen Nachbarn als Freunde die Hand reichen", sagte er. Es gehe nicht darum, jemanden mit sowjetischer Symbolik zu "traumatisieren". "Eine rote Siegesfahne werden wir aber mitnehmen." Die Nachtwölfe sehen die Tour selbst als "Würdigung antifaschistischer Kämpfer", mit der sie den Sieg der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg feiern.

Letztes Jahr mussten bei einem Streit am orthodoxen Friedhof in Prag bei einer Kranzniederlegung zwischen zwei Dutzend Sympathisanten und Gegnern der kremlnahen "Nachtwölfe" die Polizei eingreifen. (APA, 8.4.2016)