Publikumsrätin Eva Blimlinger kritisiert die Entscheidung des ORF, den Präsidentschaftskandidaten Richard Lugner nicht zu den Zweierduellen einzuladen.

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"Durch nichts gerechtfertigt", sieht Akademierektorin und Publikumsrätin Eva Blimlinger, dass der ORF Richard Lugner nicht für Präsidenten-Zweierduelle am 14. April vorsieht. Argumente von Chefredakteur Fritz Dittlbacher seien "in keiner Weise nachvollziehbar. Redaktionelle Freiheit, auf die sich Dittlbacher beruft, dürfe nicht willkürlich sein, sondern sei durch den Programmauftrag determiniert.

Blimlinger sieht diesen verletzt: "Die Frage, ob es sich um ein politisches Anliegen handelt "oder ob nicht ein Einzelinteresse vorliegt" ist bei einer Persönlichkeitswahl doch obsolet und auch ein Einzelinteresse kann ein politisches Anliegen sein. Und selbstverständlich kann ein kommerzielles Unternehmen, einen Kandidaten oder Kandidatin unterstützen und dafür sorgen, dass die erforderlichen Unterschriften beigebracht werden. Und wenn er oder sie diese hat, dann ist das zu akzeptieren, unabhängig davon ob es Ihnen oder mir passt."

"Letztlich ein bisschen kleinlich"

Die Weigerung des ORF findet Blimlinger "letztlich ein bisschen kleinlich und lächerlich, so nach dem Motto des zornigen kleinen Kindes, wenn ich schon mein Zimmer aufräumen muss, aber den Kasten den sicher nicht", schreibt Blimlinger in dem Brief, der dem STANDARD vorliegt. Sie hofft "auf ein Umdenken und etwas Großzügigkeit".

Faire Möglichkeit der Präsentation

Kritik kommt auch von Caritas-Präsident und Stiftungsrat Franz Küberl. Eine "souveräne Medienanstalt" sollte auch dem Kandidaten Lugner eine faire Möglichkeit der Präsentation bieten, sagte der Kirchenvertreter der katholischen Nachrichtenagentur "Kathpress". Küberl hatte zuletzt auch Bedenken über den Solo-Auftritt von Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) in der ORF-Talk-Sendung "Im Zentrum" geübt. Beide Fälle sorgten seitens der ORF-Gremien für einige Kritik an ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. Der als SPÖ-nah geltende ORF-Chef stellt sich im Sommer der Wiederwahl.

Ob die umstrittenen Entscheidungen in Sachen Faymann und Lugner die Wahlchancen von Wrabetz schmälern könnten, wollte Küberl am Freitag nicht kommentieren. "Über Wahlchancen kann man jetzt noch nichts sagen. Dazu ist es zu früh. Und man sollte die aktuelle Diskussion auch von der Wahldebatte trennen", meinte Küberl zur APA.

"Ob der ORF Funktion als Leitmedium des Landes wahrnimmt

"Es geht darum, ob der ORF seine Funktion als Leitmedium des Landes in couragierter und objektiver Form wahrnimmt." Der ORF sollte dabei nur aufpassen, dass er nicht in "Eigenartigkeiten" abdriftet. "Manchmal brillieren sie – die Panama-Papers-Berichterstattung war etwa eine sehr angemessene Form, wie man so eine große Sache gut unter die Leute bringt -, und manchmal hat man das Gefühl, sie derrudern es nicht", so Küberl in Anspielung auf das ORF-Vorgehen bei Faymann und Lugner.

Alle Präsidentschaftskandidaten außer Norbert Hofer (FPÖ) sprachen sich zuletzt für die Teilnahme Lugners aus. (prie, APA, 8.4.2016)