Eine App hilft bei der Müllentsorgung.

Foto: Umweltverband

Bregenz – Der Lustenauer Bürgermeister Kurt Fischer (VP) versteht die Welt nicht mehr: "Da waren wir so stolz auf unsere Abfallwirtschaft, auf das Trennungsverhalten der Bevölkerung, und jetzt das …" Mit "das" ist der Umweltskandal bei der Häusle GmbH gemeint. Statt Restabfälle aus der Biomüllverarbeitung wie vorgeschrieben in die Verbrennung zu bringen, wurden sie vergraben.

Ein Whistleblower sorgte dafür, dass die Missstände via "Vorarlberger Nachrichten" an die Öffentlichkeit kamen. Die Hinweise auf vergrabene Siebreste waren aber nur die Spitze des Eisbergs. Problemabfälle wie Batterien, vergrabenes Kanalräumgut, Straßenkehricht, ebenfalls illegal deponiert, kamen bei weiteren Untersuchungen an die Oberfläche.

Nun tummeln sich Vertreter diverser Behörden auf dem Gelände, betreiben Rasterfahndung nach illegalem Müll. "Ich bin sehr froh, dass jetzt auf dem ganzen Gelände gebohrt wird, und kann nur hoffen, dass alles gefunden wird", sagt Bürgermeister Fischer. Restlose Aufklärung verlangt er, "auch über mögliche Umweltschäden". Negativfolgen könnten weit über seine Gemeinde hinausgehen, denn die Deponieabwässer werden in die benachbarte Abwasserreinigungsanlage Hofsteig gepumpt, um schließlich im Bodensee zu landen.

Vertrauensverlust

Der Vertrauensverlust, den die Abfallwirtschaft erlitten habe, sei gigantisch, sagt der zuständige Landesrat Johannes Rauch (Grüne). Zweifel und Wut seien groß, sagt Rauch. Vorarlberg führt vor dem Burgenland die österreichische Statistik bei der Mülltrennung an. Vermeidung und Trennung des Abfalls sind urgrüne Anliegen, wurden von Initiativen über Jahre hinweg vehement eingefordert. Die Gemeinden reagierten mit der Gründung eines Umweltverbands, der Sammlung und Recycling organisiert und einer der Hauptkunden von Häusle ist.

Die Enttäuschung über die illegalen Machenschaften ist auch im Verband groß. Obmann Rainer Siegele, Bürgermeister von Mäder (Bezirk Feldkirch): "Ich bin genauso empört wie viele Bürgerinnen und Bürger." Der Müllskandal belaste die Arbeit der letzten 20 Jahre. Der Verband warte nun die Ergebnisse der Ermittlungen ab, dann entscheide man über mögliche rechtliche Schritte.

Eine App für den Müll

Wichtiger denn je sei es nun, auf den bewussten Umgang mit Abfall, die Wichtigkeit des Mülltrennens hinzuweisen, sagt Siegele. Unter dem Motto "Jetzt erst recht" wurde am Freitag ein neuer Service des Verbands präsentiert, eine Gratis-App, das den bewussten Umgang mit Haushaltsmüll erleichtern soll.

Wann kommt die Müllabfuhr? Wo und wann wird was gesammelt? Welche Säcke brauche ich? Fragen wie diese lassen sich einfach über Smartphone beantworten. Vorausgesetzt, man wohnt in einer der 59 Gemeinden, die ihre Müllinfos via App kommunizieren. Wer kein Smartphone hat, kann sich per SMS informieren lassen.

Die App habe in Kärnten, wo die Entwickler ihren Firmensitz haben, Begeisterung ausgelöst, sagt Rudolf Ball. "Wir haben viel Lovemails bekommen." Deren Inhalt: Endlich mache die Gemeinde mal was Gescheites. 16.000 Euro pro Jahr wird der Verband für die App ausgeben. (Jutta Berger, 8.4.2016)