Mark Little sieht Twitter als "öffentliches Live-Engagement".

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Seinen ersten Tweet hatte Mark Little am 23. Juli 2009 abgesetzt, er sei damals "skeptisch" gewesen. Inzwischen hat laut Little der Kurznachrichtendienst mehr als 320 Millionen User pro Monat und 500 Millionen Besucher.

Der Ire, Gründer der Nachrichtenplattform Storyful, ist seit dem Vorjahr für Europa und Asien zuständiger Vizepräsident. Beim Journalistenfestival in Perugia sollte er Auskunft geben, welche Zukunftspläne Twitter nach dem gerade gefeierten zehnten Geburtstag hat. Zuletzt war in Medienberichten auf rote Zahlen und ein fehlendes Geschäftsmodell verwiesen worden. "Jeder Zehnjährige hat Schwierigkeiten", so Littles knapper Kommentar.

"Wir arbeiten gerade an Wegen, wie wir hasserfüllte Meldungen verhindern können, etwa Frauenfeindlichkeit, die wir auf Twitter sehen", kündigte Little an, ohne konkreter zu werden. Ähnlich vage war auch die Ankündigung, mehr mit Medienhäusern zusammenarbeiten zu wollen. Anders als Facebook und Google werde Twitter aber nicht selbst Inhalte produzieren oder Verlagen diese streitig machen, versicherte Little.

"Öffentliches Live-Engagement"

Twitter setze vor allem auf Video, um noch mehr Nutzer für Interaktionen zu gewinnen. Vor einem Jahr hatte Twitter Periscope, die mobile Applikation für Videodirektübertragungen in Echtzeit, gekauft. Aber man wolle keine andere Form von Fernsehen werden. Es drehe sich alles um Dialog. "Twitter ist öffentliches Live-Engagement, die Macht des Augenblicks."

Seinen zehnten Geburtstag feierte heuer auch das Journalistenfestival, zu dem hunderte Teilnehmer aus aller Welt anreisten. Binnen fünf Tagen gibt es 150 Veranstaltungen. Ein Schwerpunkt ist die Flüchtlingsberichterstattung. Ungarns Botschafter Georg Habsburg nutzte die Gelegenheit, Journalisten aufzufordern, nicht mehr "Islamischer Staat" zu schreiben, sondern den Begriff Daesh für die Terrormiliz zu nutzen.

Diskutiert wurde auch über Enthüllungen wie Panama-Leaks. Passend dazu: auf dem Hauptplatz die Installation von Davide Dormino, die Edward Snowden, Julian Assange und Chelsea Manning als lebensgroße Figuren zeigt. Auf dem leeren Stuhl daneben kann jeder Platz nehmen und sich äußern – was rege genutzt wurde. (Alexandra Föderl-Schmid aus Perugia, 8.4.2016)