Das Kräftemessen mit Österreich endete recht eindeutig zugunsten Serbiens.

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Ordentlicher Besuch in Wien-Hernals.

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Aussicht: bedeckt.

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Wien – "Alles hat supergut funktioniert", hatte Österreichs neuer Rugby-Teamchef Peter Smutna gesagt. Und er meinte das Trainingslager des Kaders über Ostern. Skills und Teamwork waren im Fokus, die Basisfähigkeiten also. Denn ohne die, so Smutna im Gespräch mit dem STANDARD, hilft auch das beste Spielsystem nichts.

Der Praxistest folgte auf dem Fuße, am Samstag nämlich, mit dem Duell gegen Serbien im Europäischen Nationencup auf dem in Ehrwürde zerbröselnden Sportclubplatz zu Hernals. Das eigene Potential ausschöpfen, war für den Teamchef die erste Priorität. Alle Spieler müssten sich einbringen, im Match getroffene Entscheidungen zu hundert Prozent durchgezogen werden. Die eigenen Stärken gelte es zu forcieren. Da Österreich traditionell die an Körpergröße wohl kleinste Mannschaft der ganzen Welt stellt, konnten diese nur in Agilität und Spielfreude zu finden sein.

Zur Linie strebt doch alles

Allein, die gutgefüllte Haupttribüne an der Alszeile sah mit an, dass die Gäste in diesen Fachbereichen die exquisitere Ausstattung zu bieten hatten. Ballsicherheit, Präzision in Passspiel und Lineout kamen zur körperlichen Überlegenheit noch dazu. Eine unangenehme Kombination für die Gastgeber, die den Lauf der Dinge kaum einmal aufzuhalten in der Lage waren. Dieser nämlich strömte stetig in Richtung Trylinie der als Beinahe-All-Blacks auftretenden Steinböcke. Allein ein weißes Rückenstück im Dress machte den Unterschied. Während die junge österreichische Mannschaft, der es manchmal an Gelassenheit fehlte, ihr Laufspiel nicht durchbrachte, machten die Serben die gegnerische Spielhälfte zunehmend zu ihrer Heimat. Zwei Tries (15., 30.) waren die Folge, in einer ersten Halbzeit, die einen rot-blau-weißen Stempel übers ganze Gesicht trug.

Was die Hingabe seiner Schützlinge betraf, konnte Coach Smutna immerhin ein Hakerl auf der Habenseite machen. Ein beherzter Schub in der letzten Aktion vor der Pause, die gleichzeitig die erste länger andauernde Offensivsequenz der Österreicher gelten musste, brachte doch noch einen eigenen Versuch. Alexander Radomirov vollendete. Zum Drüberstreuen hatte ein Serbe, der sich nur noch durch ein unfaires Tackling zu helfen wusste, den Platz für zehn Minuten zu verlassen. Die Gastgeber würden die zweite Halbzeit nebst eines 5:12-Zwischenstandes auch in Überzahl beginnen.

Doch die Beschwingtheit ob des hoffnungsfrohen Finales wurde, sollte sie existiert haben, flugs eingeebnet. Denn die cleveren Serben erhöhten kurz nach Wiederbeginn trotz des numerischen Defizits auf 5:19 (43.). Zudem musste Frederik Olivanti verletzt ausgetauscht werden und geriet Österreich nach einer Gelben Karte gegen dessen Forward-Kollegen Stefan Psota nun selbst in Unterzahl. Zuviel des Schlechten. Serbien machte nun noch eindeutiger den eigenen Takt geltend und zog mit dem vierten Try auf 5:26 davon (60.). Österreich assistierte dabei mit einem üblen Fehlpass nach Kräften, der auffällige Center Marko Gvozdenovic hatte freie Bahn.

Parallelität der Ereignisse

Eine Fußnote und doch bemerkenswert: Erst jetzt segelte der erste Ball aus dem Stadion hinaus und Richtung Kainzgasse davon, um dort im Bereich der Bauernstuben Dworak zur Landung anzusetzen. Zwei, drei weitere sollten noch folgen. Österreich jedoch gelang kein Höhenflug mehr. Man konnte die Initiative nie wirklich gewinnen. Es mangelte am schnellen Ball, bevorzugt heraus auf die Seite, wo der Raum darauf wartete, geöffnet zu werden. Gegen Ende hin, die lebendige und durchaus sehenswerte Partie war längst verloren, fand man nach langem Anrennen doch noch einmal einen Weg. Ein zweiter Try (74.) durch den eingewechselten Hooker Paul Hruschka stand am Ende vieler Phasen, ein Endstand fest. 12:26. Moral allein war gegen einen an diesem Tag in vielen Dimensionen überlegenen Kontrahenten nicht genug.

Bereits das Hinspiel in Belgrad war im Vorjahr mit 3:22 recht deutlich verloren gegangen. Mit diesem zweiten Erfolg schoben sich die Serben in der Tabelle der Staffel 2C an Österreich vorbei auf den dritten Platz. Die Heimischen hingegen verpassten die Chance, sich vor dem letzten Match, einem diffizilen Gastspiel beim zweitplatzierten Slowenien im Mai, aller Abstiegssorgten zu entledigen. Schlusslicht Dänemark bleibt in Schlagdistanz. (Michael Robausch, 9.4. 2016)

Rugby, European Nations Cup:
Österreich – Serbien 12:26 (5:12)

Österreich – Tries: Radomirov, Hruschka

Conversion: Navas

Serbien – Tries: Djordjevic, Keglic, Gvozdenovic 2
Conversion: Martic 2, Gvozdenovic

Link: Aufstellung Österreich

Link: Tabellenstand