Wien – Die Idee war fein, allein der April, der April, er macht, was er will: Brittens betörend eigenartige, Mittelalter und Moderne vermischende Spring Symphony wurde vom ORF-RSO-Wien im Großen Musikvereinssaal aufgeführt, als draußen General Winter eine (hoffentlich) letzte kühle Konterattacke fuhr.

Und trotzdem: Was war es doch für eine herzerwärmende Aufführung, die das Orchester unter der Leitung ihres souveränen Chefdirigenten Cornelius Meister vollbrachte! Die Sängerknaben brachten helle Kinderfröhlichkeit mit ein, der Singverein bot eine beeindruckende Demonstration seines Könnens, und Eleanor Dennis, Catherine Wyn-Rogers und der beglückend geschmeidig singende Andrew Staples setzten der Großunternehmung solistische Glanzlichter auf. Super.

Alle Stückl'n: grazil, federnd, agil

Dass das RSO ein Orchester ist, das alle Stückl'n (aus allen Zeiten) spielt, bewies es in der ersten Programmhälfte. Bei Haydns Symphonie Le Matin – der Morgen ist der Frühling des Tages – demonstrierten Meister und sein Orchester ihren hohen Kenntnisstand im Bereich des historisch informierten Musizierens: Grazil, federnd und agil wurde aufgespielt. Wie gehaucht die langsame Adagio-Einleitung, vital die Soli in den Mittelsätzen; im Finale wechselte Eleganz mit Rustikalität.

Im goldenen Spätherbst seines Lebens befindet sich Friedrich Cerha. Dessen Drei Sätze für Orchester wurden, quasi als Postludium zu den Feierlichkeiten zu seinem 90er, uraufgeführt. Im ersten Satz des Auftragswerks der Gesellschaft der Musikfreunde entspann sich aus einem grellen urknallhaften Nukleus elegisches Material, das sich zu drohenden Klanggebirgen aufblähte, um erneut zu explodieren.

Von bissigem Blech nur zart gestörte bukolische Idyllen bot der Mittelsatz, der in lichten Streicherflächen ausklang; martialisches Material folgte zum Finale: Drama, Baby! Freundlicher Applaus für den Zwölfminüter und dessen Schöpfer. Tolles Konzert. (Stefan Ender, 10.4.2016)