Zahlreiche Nutzer vergleichen das angepriesene Stück mit ihrer Order.

Screenshot/Buzzfeed

Eine Umtauschmöglichkeit besteht de facto nicht.

Screenshot/Buzzfeed

Viele der Kleidungsstücke sollen extrem nach Chemikalien riechen.

Screenshot/Buzzfeed

Am Rande der Legalität angesiedelt, haben dutzende Hersteller in den vergangenen Monaten Facebook mit günstiger Ware überschwemmt, die sich als billiger Ramsch entpuppte. Tausende Frauen – und mit Sicherheit auch viele Männer – wurden Opfer der meist aus China stammenden Betrüger. Die Unternehmen stehlen Fotos aus sozialen Medien wie Instagram oder aus Magazinen wie "Vogue" und bewerben das abgebildete Kleidungsstück anschließend zu extrem günstigen Preisen. Das tatsächliche Produkt ist jedoch meilenweit davon entfernt, wie Erfahrungsberichte in zahlreichen Facebook-Gruppen beweisen.

"Schutzmantel" statt edlem Kleid

So schreibt eine Nutzerin, sie habe statt eines edlen Kleides aus Baumwolle ein "Plastikteil" erhalten, das wie ein Schutzmantel in der Radiologie aussehe. Andere beschweren sich darüber, dass das Muster des Kleids wie "von einem Kind gemalt" aussieht oder die Stücke einen "unerträglich Geruch nach Chemikalien" aufwiesen. Eine Untersuchung von Buzzfeed hat nun offenbart, dass hinter den meisten Angeboten dieselbe chinesische Firma steckt.

Riesiger Konzern aus China

Es handelt sich dabei um die Shenzhen Global Egrow E-Commerce, die allein im Jahr 2014 rund 200 Millionen Dollar umgesetzt haben soll. Mittlerweile gehört sie zu einer großen chinesischen Bekleidungsfirma, der Shanxi Baiyuan Trousers. Deren Chef Yang Jianxin ist einer der reichsten Chinesen. Er soll 1995 mit dem Straßenverkauf von billigen Jeans begonnen haben, mit der Zeit konnte er ein Modeimperium aufbauen.

Kein Konsumentenschutz, dafür Piraterie

Von Buzzfeed mit den Vorwürfen illegitimer Geschäftemacherei konfrontiert, wollte das Unternehmen keine Stellungnahme abgeben. Abgesehen vom fehlenden Konsumentenschutz ist auch Fotopiraterie ein drängendes Problem. So kann ein für Werbung benutztes Foto einem Instagram-Account einer US-amerikanischen Modebloggerin zugeordnet werden. Sie gibt an, nie mit dem chinesischen Konzern in Verbindung gestanden zu sein.

Chinesischsprachige Callcenter

Die Rückgabe der Kleider ist nahezu unmöglich. Kunden werden auf ein Callcenter in China verwiesen, dessen Mitarbeiter kaum Englisch sprechen. Zwar sind die Produkte zumeist sehr günstig – oft im Bereich unter 25 Dollar angesiedelt; sehr ärgerlich ist der Betrug dennoch. Einige Nutzerinnen berichten von wahren Krisen, weil sie Kleider für ihre Hochzeit oder den Abschlussball erworben hatten. Nun richtet sich auch Kritik an Facebook. Eine über den Tisch gezogene Kundin schreibt etwa, dass sich Facebook zum Komplizen der Fälscher mache, indem es Geld durch Werbeanzeigen lukriere.

Facebook will Werbekunden zügeln

Tatsächlich wird ein Großteil der Verkäufe über das soziale Netzwerk eingeleitet, wo Angebote wie "Rosegal" und "Rotita" Werbeanzeigen für ihre Zielgruppen schalten. Facebook gab zuerst an, dass es sich um legale Angebote handle. Nach dem Erscheinen des Buzzfeed-Artikels, der für einige Aufregung sorgte, änderte das Unternehmen jedoch seinen Standpunkt. Nun heißt es, dass Facebook "neue Wege beschreiten wird, um Anbieter mit nicht zufriedenstellenden Produkten" einzuschränken. (red, 11.4.2016)