Alles in der Weltgeschichte ereigne sich zweimal, "das eine Mal als große Tragödie, das andere Mal als lumpige Farce", schrieb einst der deutsche Philosoph Karl Marx. Es ist kaum anzunehmen, dass die derzeitige Führung in Kiew sich an Marx hält, doch kaum ein anderes Zitat könnte so treffend die aktuelle Lage in der Ukraine beschreiben.

Als Präsident Petro Poroschenko und Premier Arsenij Jazenjuk vor zwei Jahren nach dem Sturz Wiktor Janukowitschs an die Macht kamen, versprachen sie, die Ukraine an Europa heranzuführen und die Korruption zu besiegen.

Mit ähnlichen Versprechen war zehn Jahre zuvor ein anderes Tandem in Kiew angetreten: Wiktor Juschtschenko und Julia Timoschenko galten als die Hoffnungsträger der Orangen Revolution, ehe sie sich hoffnungslos in einen Machtkampf gegeneinander verbissen, der das Land lahmlegte und tiefe Enttäuschung bei den Ukrainern erzeugte.

Die Wiederholung dieses Trauerspiels ruft heute nur noch Abscheu hervor. Die Erwartungen der Ukrainer an ihre politische Führung sind auf ein Minimum geschrumpft. Das Mitleid mit dem unterlegenen Jazenjuk hält sich in Grenzen, seine Popularität liegt seit Monaten nahe dem Nullpunkt. Die Regierungskrise hatte ihn zudem handlungsunfähig gemacht. Also war die Entscheidung zum Rücktritt nur folgerichtig, denn lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. (André Ballin, 11.4.2016)