Warschau/Krakau – Neue Gedenktafeln, Kranzniederlegungen und ein Namens-Appell: Polen hat am Sonntag der Toten des Flugzeugabsturzes von Smolensk in Russland vor sechs Jahren gedacht. Vor dem Präsidentenpalast in Warschau stand eine militärische Ehrenwache vor dem Bild des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski und seiner Frau, die bei dem Absturz einer Regierungsmaschine am 10. April 2010 ums Leben kamen.
Schon am in der Früh hatten sich hier mehrere hundert Menschen versammelt, um dabei zu sein, als die Namen der 96 Opfer des Unglücks verlesen wurden. Auch Präsident Andrzej Duda und Regierungschefin Beata Szydlo besuchten die Gräber der Absturzopfer, unter ihnen zahlreiche Vertreter der politischen und militärischen Elite des Landes.
"Für das Vaterland gefallen"
Vor dem Warschauer Rathaus wurde eine neue Gedenktafel angebracht, auf der es hieß, Kaczynski – der vor seinem Amtsantritt als Präsident Bürgermeister der Hauptstadt war – sei "im Dienst für das Vaterland gefallen". Der Veteranenverband hatte diese Formulierung zuvor kritisiert.
Vor allem unter den Anhängern der regierenden Nationalkonservativen (Partei Recht und Gerechtigkeit/PiS) glauben viele, der Absturz sei ein Anschlag gewesen. Der offizielle Untersuchungsbericht machte menschliches Versagen und technische Mängel für die Katastrophe beim Landeanflug im Nebel verantwortlich.
Verteidigungsminister Antoni Macierewicz wiederholte im öffentlich-rechtlichen Fernsehsender TVP Info seine Vorwürfe an die rechtsliberale Vorgängerregierung: Der heutige EU-Ratspräsident Donald Tusk damals als polnischer Premier und sein Außenminister Radoslaw Sikorski hätten nicht genug unternommen, um das Wrack der Tupolew TU-154 aus Russland zurück zu erhalten. Bei der Untersuchung der Unglücksursache seien zudem Dokumente zurückgehalten worden, behauptete er. (APA, 10.4.2016)