Die weltgrößte mobile Fotokamera: Das Fotopapier für Martinellis "CubeStories" wird nicht mehr hergestellt. Der Künstler kaufte die letzten Bestände auf.

Foto: Andrea Pizzini

Innsbruck – Die weltgrößte mobile Fotokamera hat die Gestalt eines überdimensionalen Würfels mit zwei Meter Seitenlänge und komplett verspiegelten Seitenflächen. Sie ist ein Unikat, wurde vom Südtiroler Fotokünstler Christian Martinelli erdacht und realisiert und ist derzeit unübersehbares Herzstück seiner eindrucksvollen Schau im Fotoforum in Innsbruck.

Mit dem technisch minimalistischen Cube kehrt die Fotografie zu ihren Anfängen zurück. Während des reduzierten, aber komplexen fotografischen Vorgangs befindet sich der Künstler im Inneren des Gehäuses. In völliger Finsternis spannt er das 1×1 Meter große Fotopapier auf und betätigt den Verschluss, indem er ein Tuch von der Linse hebt.

Licht fällt durch das 890-mm-Objektiv auf das Papier und zeichnet sich unmittelbar ein. Diese quasi von Licht gemalten Bilder verströmen unendliche Ruhe. Dieses Kubus-Projekt Con Fine – in doppeltem Wortsinn – entsteht entlang den Grenzen Italiens. Der Blick ist meist in die Ferne gerichtet, wo der Himmel Wasser oder Erde berührt.

Auch der Kubus selbst ist fotografisches Objekt. Durch seine verspiegelte Haut löst er sich optisch in seiner Umgebung fast völlig auf, und der Gigant erscheint auf den Fotografien als nahezu unsichtbare Intervention in der Landschaft. Eines Tages werden Martinellis CubeStories selbst auch ein Ende haben. Das einzig mögliche Fotopapier Ilfochrome wird seit Jahren nicht mehr produziert. Martinelli hat weltweit die letzten Bestände aufgekauft; sind diese verbraucht, hat sein Cube ausgedient.

Die Ausstellung Kubus – Sechs fotografische Projekte ist ein Überblick über Martinellis vielfältiges Schaffen. Neben weiteren wichtigen Fotoserien wird auch eine Audioinstallation präsentiert. Darauf zu hören: der berührende Dialog einer von Geburt an blinden Frau, die sich von einer sehenden eine Fotografie Martinellis beschreiben lässt. (Dorothea Nikolussi-Salzer, 11.4.2016)