Wacker-Trainer Klaus Schmidt setzt auf die Eichhörnchentaktik, will mit stetigem Punktezuwachs den Druck auf St. Pölten und Linz hochhalten.

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Wiener Neustadt – Man habe den Gegner analysiert, hoffe, dass der eine oder andere Winkelzug gelingen möge. Das sagte Klaus Schmidt, Trainer von Wacker Innsbruck, vor dem Gastspiel in Wiener Neustadt. Es eröffnete am Montagabend die 27. Runde der Ersten Liga.

Und in der Tat, sein Team startete präsent, störte früh, der Gegner sollte in Fehler gezwungen werden. Das gelang leidlich. Manchmal murksten die Niederösterreicher aber auch ganz ohne Zutun der Gäste: Corner Jürgen Säumel, Florian Jamnig volliert wunderbar zur Führung. Eine Schusshaltung für die Götter. Es wurden im Strafraum Zeit und Raum gewährt (9.).

Viel passierte beim ballsichereren Wacker über die linke Seite, mit Thomas Pichlmann hatte man Ruhepol und Anspielstation in Personalunion parat. Dem Routinier kann man in der Regel getrost jeden Ball hinschieben.

Wollen schon

Nach 20 Minuten ließen es die Gäste ruhiger angehen, positionierten sich zurückgezogener. Es schien, als wollte man nun einmal sehen, was da von Neustadt etwa käme. Unter mildem Frühlingslicht war beim Siebenten der Tabelle zwar eine gewisse Ambition auszumachen, allein, mit Leben erfüllt wurde sie kaum einmal. Von ein paar Schlenkern Balakiyem Takougnadis und länglichen Outeinwürfen Sargon Durans abgesehen, herrschte offensive Flaute. Auf Nachdruck und Entschlossenheit wartete man vergebens.

Der Wacker machte das besser, setzte zudem das Instrument des Rhythmuswechsels brauchbar ein und war bei seinen nunmehr sporadischen Vorstößen deutlich gefährlicher. Etwa bei einer Dreifachchance nach Ballverlust von Duran. Vier Tiroler liefen da zwei Verteidiger an, doch Pichlmann, Alexander Gründler und Säumel vertändelten der Reihe nach (30.). Zehn Minuten später platzierte Pichlmann nach sehenswerter Vorarbeit von Jamnig – Haken und Flanke gerieten makellos – einen Kopfball neben das Goal. Beide Male wäre das 0:2 wohl mehr als möglich gewesen.

So verrann die Zeit vor schütter besetzten Rängen, nicht einmal 1.000 Menschen waren erschienen. Überwiegend tat sie das unaufgeregt. Wacker hatte bis zum Pausenpfiff von Referee Gishamer alles unter Kontrolle, auch ohne seine Grenzen ausloten zu müssen. Julian Salamon, der in einer diskutablen 16er-Szene die Faust seines Gegenspielers Sebastian Siller im Gesicht gespürt hatte, sprach in einem Halbzeit-Statement trotzdem von einer guten Partie seiner Neustädter. Auch er erkannte allerdings, dass die Abschlussdichte dringlich nach mehr verlangte.

Es blieb, was war

Sollte man sich Veränderung vorgenommen haben, so verblieb diese unter der Wahrnehmungsschwelle. Das Tiroler Mittelfeld um den agilen Gründler behielt weiterhin die Überhand. Stückwerk war allerdings Trumpf. Folgerichtig, dass es ein abgelenkter Ball Jamnigs war, der den aufgerückten Christoph Freitag ziemlich genau auf Höhe des Elferpunkts fand – dessen Schuss aber nicht das Tor. Es war die erste nennenswerte Gelegenheit der zweiten Halbzeit, über eine Stunde war da schon verstrichen.

Auf der Gegenseite teilte sich die Wacker-Defensive vor einer Flanke von David Harrer so wundersam wie weiland das Rote Meer vor den Israeliten. Der darob verblüffte Marvin Egho jagte sie himmelwärts (71.). Pascal Grünwald, Innsbrucks Keeper, hatte immer noch nichts zu halten bekommen.

Der Tabellendritte weigerte sich aber weiterhin nachzulegen, spielte insofern, nunja, mit dem Feuer. Nach einem weiteren Zuwurf von Sargon kam auch tatsächlich Salamon unbedrängt zum Abschluss – doch auch dieser litt unter Höhenrausch. Und dann doch: der eingewechselte Danijel Mićić wand sich nach kurz abgespieltem Corner an der rechten Flanke durch, Tormann Domenik Schierl konnte der Hereingabe nicht Herr werden, Andreas Pfingstner nicht mehr ausweichen. Vom Neustädter Verteidiger prallte der Ball in die Maschen – 0:2 (89.). Der zehnte Auswärtssieg der Grün-Schwarzen war Realität.

Man rückt damit mit nunmehr 51 Punkten dem Führungsduo St. Pölten (53) und LASK (52) näher. Der Leader ist am Dienstag beim Schlusslicht FAC zu Gast, der erste Verfolger empfängt Liefering. (Michael Robausch, 11.4.2016)

Erste Liga, 27. Runde:
SC Wr. Neustadt – Wacker Innsbruck 0:2 (0:1)
Stadion Wiener Neustadt, SR Gishamer

Tore: Jamnig (9.), Pfingstner (89./Eigentor)

Dienstag:
LASK – Liefering
FAC – St. Pölten
Austria Salzburg – Kapfenberg
Austria Klagenfurt – Austria Lustenau