Jan Böhmermann und die Produktionsfirma sagen die für Donnerstag geplante Ausgabe des "Neo Magazins Royale" ab.

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Mainz – Nach den heftigen Reaktionen auf seine Satire über den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdoğan hat ZDF-Moderator Jan Böhmermann seine nächste Sendung abgesagt. Die für Donnerstag geplante Ausgabe des "Neo Magazins Royale" falle aus, teilten Böhmermann und die Produktionsfirma btf am Dienstag auf der Facebook-Seite der Sendung mit.

"Grund ist die massive Berichterstattung und der damit verbundene Fokus auf die Sendung und den Moderator", heißt es auf der Facebook-Seite. Auch Böhmermanns wöchentliche ARD-Radiosendung "Sanft & Sorgfältig" zusammen mit dem Musiker Olli Schulz fiel am Sonntag aus.

Böhmermann unter Polizeischutz

Wie die "Welt" berichtet, steht Böhmermann seit Dienstag auch unter Polizeischutz. Das habe eine Sprecherin der Polizei Köln der Zeitung bestätigt. Der Satiriker und seine Familie stünden offenbar unter "akuter Gefahr durch Anhänger Erdoğans".

Anwalt will alle Rechtsmittel ausschöpfen

Hubertus von Sprenger, der deutsche Anwalt Erdoğans, ist bereit, alle Rechtsmittel gegen Böhmermann auszuschöpfen – bis zur letzten Instanz. "Wenn ich das Mandat annehme, ziehe ich das auch durch", sagte von Sprenger im Interview mit "Heute Journal"-Moderator Claus Kleber am Dienstagabend im ZDF. "Der Präsident verspricht sich die Bestrafung des Betroffenen und verspricht sich auch, dass der in Zukunft das nicht wiederholt, was er gesagt hat", sagte von Sprenger.

Böhmermann hatte vorletzte Woche in seiner Sendung "Neo Magazin Royale" ein Gedicht über Erdoğan mit einigen Begrifflichkeiten unter der Gürtellinie vorgetragen, aber angemerkt, dass das in dieser Form auch in Deutschland nicht erlaubt sei. Erdoğan hatte darauf Anzeige gegen Böhmermann erstattet. Von Sprenger sagte zu dem zivilrechtlichen Schritt Erdoğans, dass der Moderator eine Strafe bekommen solle, "die erforderlich ist, ihn auf den rechten Weg zurückzubringen, Satire zu machen und nicht mehr plumpe Beleidigungen".

Die deutsche Regierung prüft derzeit parallel, ob sie die Staatsanwaltschaft ermächtigen soll, Böhmermann wegen Beleidigung eines Staatsoberhaupts zu verfolgen. (APA, red, 13.4.2016)