Andreas Holzer ist Leiter des Anti-Mafia-Projekts.

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Zauchensee – Der Konferenzort liegt günstig: Von drei Seiten durch Berge abgeschirmt und nur durch eine schmale Bergstraße erreichbar – im kleinen Wintersportort Zauchensee im Salzburger Pongau – tagen bis Donnerstag rund 120 Kriminalisten und Staatsanwälte aus 40 Staaten sowie von internationalen Einrichtungen wie Interpol oder Europol. Ihr Thema: ein neues internationales Projekt gegen die organisierte Kriminalität. Unter den Teilnehmern sind auch viele "mit hohem Gefährdungsgrad", erklärt gleich zu Tagungsbeginn der Direktor des Bundeskriminalamts, Franz Lang, die Wahl des "gut abzusichernden" Tagungsorts.

Von einem James-Bond-Flair inmitten der Salzburger Bergwelt sind die Herren in den dunklen Anzügen freilich weit entfernt. Hier werden konkrete Fälle besprochen und zu diversen Fahndungsvorhaben bereits internationale Ermittlerteams zusammengestellt. Die Palette sei breit, sagte Andreas Holzer vom Bundeskriminalamt (BK), der das auf zwei Jahre ausgelegte EU-Projekt leitet: Vom Menschenhandel über Drogen oder Raubüberfälle bis hin zur Terrorfinanzierung sei alles dabei.

Der Terror nimmt im Kampf gegen das organisierte, bandenmäßige Verbrechen eine immer wichtigere Rolle ein. "Mit der organisierten Kriminalität wird auch Terror finanziert", sagt Holzer im STANDARD-Gespräch. Das aktuelle Projekt schließe den Link zwischen Kriminalitäts- und Terrorbekämpfung.

Kaukasus

Es geht oft um viel Geld. BK-Chef Lang: "Das Geld wird in Staaten außerhalb der EU gebracht, um damit dort legale Wirtschaftsgeschäfte aufzubauen." Mit diesen werden die Organisationen dann wieder in der EU aktiv.

Die Ermittlungen gegen die Mafiastrukturen konzentrierten sich dabei nicht mehr nur auf den Westbalkan, sondern auch auf eurasische Staaten beziehungsweise den Kaukasus, erläutert Holzer. Nicht zuletzt um den Kaukasus mit im Boot zu haben, war der stellvertretende Innenminister von Georgien, Besik Amiransashvili, in Salzburg dabei.

Erfolgreiches Vorgängerprojekt

Das mit 700.000 Euro überwiegend von der EU finanzierte in Zauchensee gestartete "Organised Crime Coordinatiors Network" baut auf ein erfolgreiches Vorgängerprojekt auf. Dabei seien in den vergangenen zwei Jahren 214 Personen festgenommen, 1100 Kilo Heroin, 165 Kilo Kokain und dutzende Waffen sichergestellt worden. Es seien auch Verbindungen zu Terrornetzen wie Al-Kaida festgestellt worden, sagt Lang. Für ihn wäre es jedenfalls wenig verwunderlich, wenn beim aktuellen Projekt erneut solche Verbindungen – etwa zum IS – auftauchten. (Thomas Neuhold, 13.4.2016)