Die Unruhen in der ÖVP lassen Andreas Khol bei seiner Wahlkampftour in Linz kalt.

Jakob Glaser

Linz – Die ÖVP-internen Turbulenzen der letzten Tage rund um die Personalrochade zwischen Niederösterreich und Wien scheinen bei dem Besuch von Andreas Khol an diesem Dienstagnachmittag in Linz weit weg. Ob er Erwin Pröll schon verziehen habe? Khol: "Ich war ihm nie gram. Mir geht’s gut, machen Sie sich um mein Seelenheil keine Sorgen." Womit der schwarze Präsidentschaftskandidat auch gleich Gerüchte, er werde vorzeitig gesundheitsbedingt aus dem Rennen um das erste Amt im Staat ausscheiden, aus der Welt geschafft haben will: "Ich bin pumperlgesund." Und überhaupt laufe es "fulminant". Die aktuellen Umfragen? Khol: "50 Prozent der Stimmen sind noch auf dem Markt."

Deutlich unentspannter wird Andreas Khol aber, wenn sich jemand an seinem Geschichtsbild stößt. Dass seine Aussage, das Land Österreich sei "ein Opfer des Nationalsozialismus" gewesen, für Irritation gesorgt hat, versteht der ÖVP-Kandidat nicht: "Eine künstliche Empörung. Ich habe ja auch klar gesagt: ‚Jawohl, wir waren mitschuldig.‘"

Und doch gibt selbst in der heißen Phase eines Bundespräsidentenwahlkampfs entscheidende Fragen abseits der Politik. Aus Sicht einer umsorgenden Ehefrau ist etwa ein liebevolles "Hast du den Mantel mit?" in Richtung Partner durchaus angebracht – vor allem wenn der Gatte unmittelbar vor einem einstündigen Straßenwahlkampf steht. Nein, den Mantel hatte Andreas Khol an diesem frühlingsfrischen Tag in Linz nicht mit. Auf die Straße wagte sich der ÖVP-Kandidat für die Bundespräsidentenwahl – wohl den Nachhall der Rüge von Ehefrau Heidi ("Die Griss war schon krank, der Hofer auch, und du spielst dich jetzt auch") noch im Ohr – dennoch.

Tiroler Tempo

Über den Linzer Hauptplatz hin zur Landstraße legte Khol dann ein beachtliches Tempo hin. "Bewaffnet" mit Schokotalern, Apfelsticks und Brezeln hatte da der Wahlkampftross die liebe Not, den Spagat zwischen Lächelnd-Verteilen und Weniger-lächelnd-Hinterhereilen zu meistern. Dankbar nahm die schwarze Mannschaft dann zur Kenntnis, dass bei Andreas Khol mit steigender Anzahl an potenziellen Wählern auch die Gangart gemütlicher wurde.

Im direkten Wählerkontakt scheint Khol ohnehin in seinem Element. Und er weiß um den Vorteil eines Überraschungsangriffs. Da ein Hechtsprung in den Schanigarten, dort ein Abstecher hinter die Eisbudl. Dazwischen ein Selfie mit Jugendlichen, ein Smalltalk mit Studentinnen aus Straßburg in perfektem Französisch, selbst zehn Euro für den Verkäufer der Obdachlosenzeitung sind kein Problem.

Und irgendwann kommt Andreas Khol zu der entscheidenden Frage: "Haben wir ein Ziel?" An diesem Nachmittag in Linz war es das Modehaus Penz. Wo man übrigens schicke Mäntel im Sortiment hat. (Markus Rohrhofer; 12. 04. 2016)