Italiens Premier Matteo Renzi sprach im Iran auch mit dem obersten religiösen Führer des Landes, Ayatollah Ali Khamenei, der den neuen Auslandsgeschäften der reformorientierten iranischen Regierung kritisch gegenübersteht.

Foto: APA / AFP/ Khamenei.ir / Handout

Teheran – Als erster westlicher Spitzenpolitiker seit Aufhebung der Sanktionen im Frühjahr 2016 ist Italiens Premier Matteo Renzi zu einem Besuch im Iran eingetroffen. In Gesprächen mit der iranischen Führung in Teheran vereinbarte Renzi am Dienstag einen Ausbau der wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Begleitet wird Renzi von einer 250-köpfigen Delegation. Italiens Wirtschaft erhofft sich lukrative Handelsmöglichkeiten.

Italien stehe "an der Spitze der EU-Länder, die ihre Beziehungen zum Iran ausbauen wollen", sagte Irans Präsident Hassan Rohani nach einem Treffen mit Renzi. "Italiens Unternehmen und seine Industrie genießen hier hohe Wertschätzung."

Österreichs Präsident Heinz Fischer war schon vor dem offiziellen Ende der Sanktionen, im September 2015, in den Iran gereist. Ein geplanter Gegenbesuch Rohanis in Wien war vor wenigen Wochen geplatzt – nach offiziellen iranischen Angaben wegen Sorge um Rohanis Sicherheit. Spekuliert worden war danach auch, innenpolitischer Streit im Iran oder die Angst vor Demonstrationen in Wien hätten des Besuch verhindert.

Großaufträge für die Eisenbahn

Am Rande des Besuchs wurde ein Großauftrag der Iraner an die staatliche italienische Eisenbahngesellschaft bekannt: Sie soll in der Islamischen Republik zwei Hochgeschwindigkeitsstrecken bauen. Zum Kostenvolumen wurden zunächst keine Angaben gemacht.

Vor Verhängung der Sanktionen war Italien der wichtigste Handelspartner des Iran in Europa. Der Handelsaustausch erreichte ein Volumen von bis zu sieben Milliarden Euro. Durch die Strafmaßnahmen fiel es dann auf 1,6 Milliarden Euro pro Jahr.

17 Milliarden Euro stehen auf dem Spiel

Ende Jänner hatte der iranische Präsident Rohani seinerseits Italien besucht. Dabei wurden Verträge im Schätzwert von 17 Milliarden Euro unterzeichnet, darunter ein Vertrag mit dem Pipelinehersteller Saipem im Nennwert von fünf Milliarden Euro.

Die wegen des jahrelangen Atomstreits verhängten internationalen Finanz- und Handelssanktionen gegen Teheran waren Mitte Jänner aufgehoben worden. Im vergangenen Juli war in Wien ein Abkommen zum iranischen Atomprogramm erzielt worden. Es sieht vor, dass der Westen im Gegenzug für deutliche Einschnitte beim iranischen Atomprogramm seine gegen Teheran verhängten Strafmaßnahmen schrittweise aufhebt. (red, APA, 12.4.2016)