Cinque Terre war nur der Anfang: Das Reiseportal Smarter Travel hat zwölf Orte aufgelistet und erklärt, warum diese lieber auf Touristen verzichten. (red, 13.4.2016)

Venedig, Italien

Venedig versinkt, und die Touristenschwärme sind dabei nicht hilfreich. Das scheint zumindest die Botschaft zu sein, die die Stadt vermitteln will, während sie über Touristen-Limits debattiert. Mehr als 80.000 Touristen besuchen am Tag die Stadt.

Einige Einheimische behaupten, dass die Touristenhorden die Häfen, Kanäle und Straßen bedrohen. Zwar hat Venedig noch keine Touristen-Limits eingeführt, aber das kollektive Aufstöhnen der Bevölkerung ist jedes Mal deutlich vernehmbar, wenn neue Infrastrukturprojekte wie Bahnlinien und U-Bahnen vorgeschlagen werden, um der Menschenmassen Herr zu werden.

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Barcelona, Spanien

Auch die neue Regierung in Barcelona will Spaniens wirtschaftsstärkste Region Katalonien bis Mitte 2017 vom Rest des Landes abspalten und in einen unabhängigen Staat verwandeln. Auf der Welle der Separationsbestrebungen reitend, schlug die Bürgermeisterin Barcelonas im Jahr 2015 Obergrenzen für Touristen vor.

Spaniens Tourismusminister verurteilte die Pläne und erklärte, dass abnehmender Tourismus ein schwerer Schlag für die Wirtschaft wäre. Es wäre, als ob Deutschland auf die Automobilproduktion verzichten würde. Noch gibt es solche Begrenzungen nicht, aber in jedem Sommer kocht die Debatte neu auf.

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Bhutan

Das kleine Himalaya-Land Bhutan will beim Thema Tourismus Qualität vor Quantität stellen. Jeder Besucher muss mindestens 200 Dollar (176 Euro) pro Tag im Königreich zahlen. Ausgenommen sind nur Besucher mit einem Pass aus Indien, Bangladesch oder von den Malediven. Alle Reisen müssen über einen lokalen Reiseveranstalter oder internationalen Partner gebucht werden. Die Einreise kann nur mit einem Visum erfolgen, das über den Reiseveranstalter einzuholen ist.

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Antarktis

Alle Tourismus-Unternehmen sind verpflichtet, eine Genehmigung einzuholen, um Besuche auf dem Kontinent zu ermöglichen. Geregelt ist das im sogenannten Antarktisvertrag. Es gibt außerdem eine Grenze für Küstenbesucher von Kreuzfahrtschiffen: Nur 100 Personen dürfen auf einmal an Land. Zudem dürfen nur solche Schiffe, die maximal 500 Personen an Bord haben, mit Beibooten in der Antarktis anlanden.

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Cinque Terre, Italien

Cinque Terre ist eines der beliebten Touristenziele, das erst seit neuestem die Anzahl der Besucher pro Jahr beschränkt hat — in diesem Fall auf maximal 1,5 Millionen Menschen. Mehr als 2,5 Millionen Touristen kamen im letzten Jahr zu Besuch. Hintergrund dieser hohen Zahl: Immer mehr Kreuzfahrtschiffe machen auf ihrer Route an dem malerischen Küstenstreifen einen Zwischenstopp.

Die fünf Ortschaften entlang der steil abfallenden Küste haben allerdings nicht die Infrastruktur, um mit dieser dramatischen Zunahme an Besuchern fertig zu werden. Entlang der Wanderwege wurden nun Schrittzähler installiert. Ist das Limit von 1,5 Millionen erreicht, werden die Wege gesperrt, und Besucher müssen online eine Eintrittskarte kaufen.

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Santorin, Griechenland

Die weißen Häuser der Insel Santorin wirken auf Fotos wie aus dem Bilderbuch. Die Realität auf der griechischen Insel sieht aber anders aus, denn sie wird Jahr für Jahr von Touristen der Kreuzfahrtschiffe überrannt. Der griechische Hafenverband hat kürzlich angekündigt, die Zahl der Schiffstouristen pro Tag auf 8.000 zu begrenzen. Die Häfen der Insel waren im letzten Jahr diejenigen in Griechenland, die am häufigsten von Kreuzfahrtschiffen angelaufen wurden. Laut Hafenverband soll das neue Limit "die beste Dienstleistunsqualität gewährleisten" und die Umwelt schützen.

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Island

Verglichen mit der Bevölkerung ist die Zahl der Touristen, die jährlich nach Island pilgern, enorm. Die Besucherzahlen haben sich in den letzten Jahren sogar verdreifacht. Zum Teil ist dies auf die verstärkte Präsenz von Billigfluggesellschaften wie WOW und Norwegian Air Shuttle zurückzuführen. Ein Studie von Islands Tourismusbehörde aus dem Jahr 2014 kommt zum Schluss, dass es klug wäre, die Besucherzahl zu begrenzen, bis die Infrastruktur, vor allem die der Straßen, die Touristenströme besser bewältigen kann.

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Lord-Howe-Insel, Australien

Diese Insel vor der Küste Australiens begrenzt die Zahl der täglichen Besucher auf 400. Es ist daher sehr ratsam, die Unterkunft vor dem Flug zu buchen. Wer kein Boot chartern will, für den ist Fliegen die einzige Möglichkeit, um auf die Insel zu kommen.

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Machu Picchu, Peru

Die berühmte Inka-Stadt in den Anden von Peru gehört zu den beliebtesten Wahrzeichen der Welt. Und weil das so ist, begrenzt die Stadt die Zahl der Besucher auf 2.500 pro Tag. Tickets muss man sich im Voraus auf der eigens hiefür eingerichteten Regierungs-Webseite besorgen. Dafür braucht man eine Ausweisnummer.

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Galápagosinseln, Ecuador

Die außerordentliche und einmalige Flora und Fauna der Galápagosinseln gehört zum Weltnaturerbe der Unesco. Etwa 97 Prozent der Landfläche der Inseln sind Nationalpark. Daher gelten strenge Beschränkungen für den Tourismus. Besucher der geschützten Gebieten in den Nationalparks müssen von einem lizenzierten Reiseführer begleitet werden.

Die Touristenströme werden stark kontrolliert und gelenkt. Seit 2009 wurde hierfür ein neues elektronisches Visum eingeführt, das vor Abflug auf die Inseln erworben werden muss.

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Mogao-Grotten, China

Der Zugang zu den berühmten Mogao-Grotten im Norden Chinas ist auf 6.000 Besucher pro Tag begrenzt. Eintrittskarten müssen im Voraus gebucht werden.

Foto: 慕尼黑啤酒 - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=44245000

Skellig Michael, Irland

Die Insel Skellig Michael, auf der die finale Szene des neuesten "Star Wars"-Films spielt, hat eine Obergrenze von 180 Besuchern pro Tag. Zudem kommt man nur von Mai bis September und per Boot auf die zerklüftete Insel.

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