Unter dem Niedrigzinsumfeld würden vor allem kleine und mittelgroße Banken leiden, sagt Notenbank-Vize Andreas Ittner.

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Wien – Die Liquiditätslage der Banken in Österreich sei gut, sagt Andreas Ittner, Vizegouverneur der Oesterreichischen Nationalbank, im europäischen Vergleich weisen die heimischen Institute aber immer noch schwache Kapitalpolster auf. Auch wenn die Gewinne der Banken wieder Vorkrisenniveau erreicht hätten, könne man demnach nicht von "Normalität" sprechen.

Im abgelaufenen Jahr erzielten die österreichischen Banken ein konsolidiertes Jahresergebnis von 5,2 Milliarden Euro, erklärte Ittner am Mittwoch im Klub der Wirtschaftspublizisten. Verglichen mit dem Vorjahresergebnis ist das ein Anstieg um 4,6 Milliarden Euro. 2014 sei allerdings von hohen Wertminderungen bei Firmenwerten und anderen immateriellen Vermögenswerten sowie von hohen Risikovorsorgen im Kreditgeschäft zweier Großbanken maßgeblich beeinflusst gewesen.

Große Herausforderungen

Trotz gestärkter Risikotragfähigkeit sieht Ittner die Institute vor großen Herausforderungen. Hinter den Österreichern liegen in puncto Kapitalquoten im Vergleich der EU-28 nur noch Italien, Spanien und Portugal. In dem derzeitigen Negativzinsumfeld und angesichts der eingeschränkten Fähigkeit, Kapital zu generieren, seien weitere Kostensenkungen (vor allem bei Personal) und Strukturanpassungen alternativlos, so der Notenbank-Vize. "Der Marktdruck wird steigen. Banken, die dem Wettbewerbsdruck nicht standhalten, werden den Markt geordnet verlassen müssen." Nur jene Institute, die ein funktionsfähiges Geschäftsmodell aufweisen, würden mittelfristig überleben.

Großbanken würden vom "Osteuropa-Airbag" profitieren, kleinere und mittelgroße Banken hingegen, deren Erträge überwiegend mit Zinsgeschäften verbunden sind, seien eher gefährdet. Generell fordert Ittner eine Stärkung des Beratergeschäfts und den Ausbau von Synergien.

Vor dem Hintergrund der Panama-Papers lehnt der Nationalbank-Vize ein generelles Verbot von Offshore-Geschäften für österreichische Banken ab. Mit Einzelregeln ließen sich solche Finanzströme nicht abdrehen, sagt Ittner, vielmehr fordert er klare Regeln und mehr Transparenz. "Geldbeträge, deren Zustandekommen nicht plausibel erklärbar ist, dürfen nicht in den Bankkreislauf kommen." Österreich sei, wolle und werde kein Finanzplatz sein, an dem sich dubiose Geschäftsleute wohlfühlen. (red, 13.4.2016)