Der Generalstabschef des österreichischen Bundesheeres, Othmar Commenda, war kürzlich mit Bundespräsident Heinz Fischer in Moskau. Dort traf er den russischen Generalstabschef Walerij Gerassimow zu einem "vertraulichen" Gespräch.

Seither fühlt sich Commenda "hereingelegt". Er sei "schwer missverständlich wiedergegeben worden"; ein "Vertrauensbruch". Was ist passiert? Das Gespräch mit Gerassimow wurde ohne Wissen der Österreicher von russischen Journalisten im Nebenzimmer mitgeschnitten. Über die üblichen Putin'schen Propagandamedien – Sputniknews, Russia Today – wurde dann verbreitet, Commenda habe mit den Russen so richtig gekuschelt. Russland sei "Österreich viel näher als andere Weltmächte". Wegen der EU-Sanktionen könne man Gerassimow nicht einladen. Aber: "Ich wollte schon auch ein Zeichen setzen, dass wir nicht bereit sind, das Diktat anderer auf uns nehmen zu müssen, mit wem wir verkehren dürfen und mit wem nicht".

Das ist eine Haltung, die man bei vielen österreichischen Offiziellen antrifft. Dass ein Spitzenmilitär das so rauslässt, ist angesichts der russischen Aggression gegen die Ukraine kühn. Commenda sagt, er habe dasso nicht gesagt. Selbst wenn man das glaubt: Wie naiv darf ein Generalstabschef sein, der von Berufs wegen über die uralte russische Kunst der Geheimdienste-desinformazija Bescheid wissen müsste? (Hans Rauscher, 13.4.2016)