Das Facebook-Posting der Salzburger Burschenschaft Gothia.

Foto: Facebook-Screenshot

Salzburg – Die schlagende Salzburger Burschenschaft Gothia prahlt auf ihrer Facebook-Seite damit, dass 16 Burschenschafter in den Räumen der Verbindung das waffenpsychologische Gutachten zur Erlangung der Waffenbesitzkarte abgelegt haben. Die Karte berechtige zum Besitz von genehmigungspflichtigen Faustfeuerwaffen und halbautomatische Langwaffen, heißt es in dem Posting. Alle Prüflinge hätten bestanden. "Die Gothia wird allerdings weiterhin den Schläger als commentgemäße Waffe führen", schreibt die Burschenschaft.

"Es ist schon bemerkenswert, dass solche waffenpsychologischen Gutachten offensichtlich quasi am Fließband in den Räumlichkeiten einer rechtsextremen Burschenschaft erstellt werden", kritisiert der grüne Sicherheitssprecher Simon Hofbauer. Es müsse die Frage gestellt werden, ob es sich hier um Gefälligkeitsgutachten handelt, sagt der Landtagsabgeordnete und fordert die zuständigen Behörden auf, alle Gutachten umgehend zu prüfen.

Von Seiten der Burschenschaft Gothia heißt es auf Anfrage, bei der Facebook-Seite handle es sich um keine offizielle Seite der Studentenverbindung. Ein Sprecher der Burschenschaft bestätigt dem STANDARD, dass die Tests im Haus stattgefunden haben. Tatsächlich habe das ein Institut angeboten und die Studentenverbindung habe die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. Es sei aber eine Privatveranstaltung und nicht eine offizielle Veranstaltung der Burschenschaft gewesen.

Verlässlichkeitsprüfung führt Psychologe durch

Für eine Waffenbesitzkarte zum Erwerb und Besitz einer Waffe oder einen Waffenpass zum Erwerb, Besitz und Führen einer Waffe müssen Antragsteller eine besondere Verlässlichkeit nachweisen. Diese Verlässlichkeitsprüfung muss ein Psychologe durchführen, der als Begutachtungsstelle eingetragen ist. Das Gutachten soll Aufschluss darüber geben, ob der Betroffene dazu neigt, insbesondere unter psychischer Belastung mit Waffen unvorsichtig umzugehen oder sie leichtfertig zu verwenden.

Von der Landespolizeidirektion Salzburg, die in der Stadt die ausstellende Behörde für Waffenbesitzkarten ist, heißt es auf Anfrage, die Bewerber bekämen eine Liste mit möglichen Gutachtern. Diese gebe das Ministerium vor. Wo die Begutachtung stattfinde, könne die Polizeidirektion nicht prüfen. Theoretisch sei es also möglich, dass Psychologen mehrere Prüfungen hintereinander außerhalb einer Ordination abnehmen.

Gutachter: Massentestungen nicht gestattet

Ein Rundruf des STANDARD unter Gutachtern ergibt, dass es absolut unüblich sei, mehrere waffenpsychologische Gutachten auf einmal oder außerhalb einer Ordination abzunehmen. Im Normalfall vereinbare der Antragsteller einen Termin. Bei der Prüfung finde ein Gespräch über das Motiv der Antragstellung statt, hinzu kämen Persönlichkeits- und Stresstests, eine Verlässlichkeitsprüfung und die Untersuchung der Risikobereitschaft.

Die waffenpsychologische Untersuchung dauert laut den Experten im Normalfall eineinhalb bis zwei Stunden. Es gebe nur Einzeltermine, Massentestungen dürfe es nicht geben.

Rechtsextreme Gäste

Die schlagende Burschenschaft Gothia ist in Salzburg das einzige Mitglied der Deutschen Burschenschaft (DB). Sie pflegt intensive Kontakte zu rechtsextremen Gruppen und Personen. So war der rechtsextreme Publizist Walter Marinovic, der unter anderem für die "Aula" und die NPD-Zeitschrift "Deutsche Stimme" schreibt, bereits bei der Gothia zu Gast, schildert Hofbauer. Laut dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) tritt Marinovic gerne bei neonazistischen Veranstaltungen auf.

Im März veranstaltete die Burschenschaft einen gemeinsamen Abend mit der als rechtsextrem eingestuften Identitären Bewegung zum Thema "Der große Austausch". "Es wäre mehr als fahrlässig, einfach zuzusehen, wie sich derartige rechtsextreme Gruppierungen bewaffnen", sagt Hofbauer. "Waffenbesitzkarten haben in den Händen von Burschenschaftern mit großdeutschen Fantasien, die von der 'guten alten Zeit' schwadronieren und damit Hitler-Deutschland meinen, nichts verloren." (Stefanie Ruep, 14.4.2016)