Hanoi – Rund 450 Drogensüchtige sind aus einer Entzugsklinik in Vietnam geflohen. Die Patienten, von denen viele unter Zwang eingewiesen worden waren, überwältigten am Mittwochabend Wachpersonal, kletterten über Mauern und durchbrachen das Tor zum Klinikgelände in der südvietnamesischen Provinz Ba Ria Vung Tau, wie die Behördenvertreterin Le Thi Trang Dai am Donnerstag sagte.

"150 von ihnen haben wir wieder zurückgebracht", sagte Dai. Nach den 300 anderen werde gesucht. Die örtlichen Behörden hätten die Angehörigen aufgefordert, die Patienten zurückzubringen. Die Polizei suche nach der Ursache für die Massenflucht und prüfe, ob es einen Anführer gebe, sagte Dai, die die Arbeitsverwaltung in der Provinz leitet.

Laut örtlichen Medienberichten bettelten die entkommenen Patienten Anrainer um Kleidung an und versuchten, per Anhalter aus der Gegend zu entkommen. "Andere flohen in einen nahe gelegenen Wald", berichtete die staatliche Zeitung "VN Express".

Zwang zum Entzug

Die kommunistische Regierung Vietnams zwingt Drogensüchtige zum Entzug, wenn sie sich nicht freiwillig behandeln lassen. Die Zahl der Süchtigen wird in dem südostasiatischen Land auf 140.000 geschätzt. Als Straftäter gelten die Süchtigen nicht.

Die Vereinten Nationen haben die Zustände in den vietnamesischen Entzugskliniken kritisiert, ein UN-Vertreter forderte gar deren Schließung. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch bezeichnete die Kliniken als "Arbeitslager", in denen die Insassen keine ausreichende Gesundheitsversorgung erhielten und häufig Opfer von Gewalt werden. (APA/AFP, 14.4.2016)